Angela Merkel ist eine, Matthias Platzeck ist ebenso einer wie auch Wolfgang Thierse: Wendepolitiker. In der SPD sind viele gelandet, auch bei der CDU, bei den Bündnisgrünen hingegen gibt es sie kaum, in der Linkspartei kommen sie gar nicht vor. Auferstanden aus den Ruinen des vierzig Jahre währenden real existierenden Sozialismus auf ostdeutschem Boden, machten sie sich in den Wirren der Revolution von 1989 auf, die damalige DDR mitzugestalten, umzugestalten.Es handelt sich um typische Karrieren des Umbruchs. Man kennt sie, diese Karrieren, die scheinbar aus dem Nichts, aus den Trümmern der Umbruchs- oder, im Falle der alten Bundesrepublik, aus der Zusammenbruchsgesellschaft nach 1945 hervorgegangen sind. Und doch sind diese Karrieren singulär, waren und sind doch viele Wendepolitiker jenseits klassischer Karrierepfade binnen kürzester Zeit an die Spitzen der deutschen Volksparteien emporgestiegen. Was ist das Geheimnis des – teilweise auch nur vorübergehenden – Erfolgs dieses spezifisch ostdeutschen Politikertyps? Was hat beispielsweise die Wendepolitikerin Angela Merkel der bundesrepublikanischen politischen Avantgarde voraus, dass sie an die Spitze der CDU und schließlich der Regierung aufstieg? Auf Fragen wie diese gibt Michael Lühmann in seiner vorliegenden Studie erstmals unter einer verbindenden Klammer Antworten, indem er sich den biographischen Wurzeln der Protagonisten annähert, an das Leben in der DDR und den daraus resultierenden politischen Folgen.