Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Judaistik, Note: 2.0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Naher und Mittlerer Osten), Veranstaltung: Das Judentum im islamischen Herrschaftsgebiet (7.-19. Jhdt.), Sprache: Deutsch, Abstract: Es galt in der Forschung zur jüdischen Geschichte lange Zeit als unbestritten, dass die Juden des Mittelalters in den islamischen Herrschaftsgebieten eine erheblich größere Sicherheit genossen als die Juden im christlichen Europa. Ebenso war es wissenschaftlicher Konsens, dass ihnen ein höheres Maß an politischer Integration und kultureller Selbstbestimmung zugestanden wurde. Als besonderes Beispiel hierfür diente die Situation der Juden auf der Iberischen Halbinsel während des Früh- und Hochmittelalters. Der Begriff des "Goldenen Zeitalters" wurde geprägt und auch außerhalb der Wissenschaft zum geflügelten Wort, die augenscheinlich fruchtbare interreligiöse Symbiose zu beschreiben. Ein modernistischer Ansatz, der die nötige Historisierung des Toleranzbegriffes vermissen lässt. Die Quellen der Juden des späten Mittelalters, besonders des 15. Jahrhunderts, auf die sich die Verfechter dieses Mythos stützen, entstanden im Kontext der Vertreibung der Juden von der Iberischen Halbinsel und wurden durch die moderne wissenschaftliche Forschung des 19. Jahrhunderts zementiert - und als historisches Faktum anerkannt. Die oft mühselige Integration in einem vermeintlich liberalen Zeitalter ließ die jüdischen Intellektuellen Europas dieser Zeit nach Erklärungen dafür suchen. So wurde ein "Goldenes Zeitalter" unter islamischer Herrschaft des Mittelalters zu einem Gegenbeispiel ihrer eigenen Lebenswirklichkeit und später zu einer weithin anerkannten historischen Tatsache. Somit ist festzuhalten, dass diesem zum Teil bis heute vorherrschenden Mythos, wie so oft, eine eurozentristische Perspektive zu Grunde liegt. Der Mythos des "Goldenen Zeitalters" sollte mehr der eigenen Geschichte als Erklärung und Gegenbeispiel dienen. Unter diesen Gesichtspunkten soll in dieser Arbeit der Versuch gemacht werden, die bekannteste Rechtsquelle für die rechtliche Stellung der Juden unter Islamischer Herrschaft zu untersuchen: die Bestimmungen des so genannten "Pakt Omar". Der Schwerpunkt soll auf den verschiedenen historischen Quellen, der Datierung und besonders auf der Forschungsgeschichte zu diesem wichtigen Rechtsstatut liegen. Außerdem wird auf die tatsächliche Anwendung dieser Gesetzte eingegangen.
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