Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Universität Stuttgart, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Blick auf das Gesamtwerk des vielseitigen Künstlers Michelangelo Buonarroti nehmen die Brügger Madonna und mehr noch die Figuren des Piccolomini-Altars in Siena eine eher untergeordnete Rolle ein. Von der römischen Pietà, dem Bacchus, dem Marmor-David und dem Karton zur Cascina-Schlacht zeitlich umgeben, stehen die beiden Aufträge auch im Schatten dieser Meisterwerke. War die Brügger Madonna Michelangelos einzige Statue, die Italien verließ, so war es der Piccolomini-Auftrag, welcher dem Familienmenschen Michelangelo die Möglichkeit eröffnete 1501 nach seinem ersten Romaufenthalt wieder in die Heimatstadt Florenz zurückzukehren. Der junge Michelangelo, durch die römische Pietà und den Bacchus bereits ein anerkannter Bildhauer, nahm während seiner Zeit in Florenz von März 1501 bis März 1505 eine Unmenge von Aufträgen an: Der Piccolomini-Auftrag vom Juni 1501 beinhaltete 15 Marmorfiguren für den Altar, im August 1501 erhielt er den Auftrag für den Marmor-David, und nur ein Jahr später beauftragte ihn Pierre Rohan mit einem heute verschollenen Bronze-David. Im April 1503 verpflichtete sich Michelangelo dazu zwölf überlebensgroße Apostel für den Florentiner Dom fertigzustellen, von denen er allerdings nur den Matthäus überhaupt begann, ihn aber nicht vollendete. Im etwa gleichen Zeitraum lagen die Privataufträge für ein Tondo Doni, Tondo Pitti und Tondo Taddei. Etwa August 1505 vollendete er die Brügger Madonna, die wohl Ende 1503 in Auftrag gegeben worden war. Bis zum März 1505 arbeitete er noch an dem Fresko der Cascina-Schlacht im Palazzo Vecchio, ehe er vom Papst Julius II. nach Rom beordert wurde. Von den vielen Aufträgen mit insgesamt 37 Einzelwerken erfüllte Michelangelo mit dem Tondo Doni, dem Marmor- und dem Bronze-David sowie der Brügger Madonna nur vier. Der nicht erfüllte Piccolomini-Auftrag hingegen belastete Michelangelo bis an sein Lebensende: 1537 wurde er von Antonmaria Piccolomini um die Entwürfe der noch fehlenden Figuren gebeten. Am 21.4.1564 zahlte Michelangelos Neffe Leonardo, kurz nach dem Tod des Künstlers, 100 Dukaten an die Piccolomini-Erben zurück. In jüngerer Zeit wandte man sich wieder vermehrt dem Auftrag zu. Besonders rückte er wieder näher ins Blickfeld der Forschung, als durch Unklarheiten die Vermutung geäußert wurde, dass Michelangelo die Brügger Madonna ursprünglich für den Sieneser Altar anfertigen wollte, sie dann aber als „Geschäftsmann Michelangelo“, zu einem Vorteil von 33⅓ Dukaten, an die flämischen Kaufleute der M