Nach dem Tod seiner Eltern geht der etwas naive junge Professor William Crimsworth nach Brüssel, um dort sein Glück zu machen. Er tritt eine Stelle als Lehrer an der von Mademoiselle Reuter geführten Mädchenschule an. Obwohl die Dame älter ist als er, verliebt er sich in sie und schmiedet bereits Pläne für eine gemeinsame Zukunft – bis er ein Gespräch belauscht, das ihre Verlobung mit einem anderen Mann offenbart. Ernüchtert wendet William sich von ihr ab. Doch als er einige Zeit später für die junge Lehrerin Frances Henri entflammt, schürt dies den Unmut von Mademoiselle Reuter, die gekränkt versucht, einen Keil zwischen die Liebenden zu treiben … Der erste Roman Charlotte Brontës in bibliophiler Ausstattung zum 200. Geburtstag der Weltautorin am 21. April 2016.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Adams Weg, erzählt
von Charlotte Brontë
Ein junger Engländer arbeitet sich durchs Leben, ein Schreibjob in der Fabrik seines Bruders – ein Ekelpaket! –, dann nach Brüssel, Englischlehrer – „Professor“ – in einer Knaben-, dann einer Mädchenschule. Eine Affäre mit der Schulleiterin, dann einer jungen Lehrerin. Alles ganz pragmatisch, ohne romanhaften Glamour. Als Adams Sohn sollte er Adams Verhängnis teilen, verkündet der Autor programmatisch, Currer Bell – so nannte sich Charlotte Brontë, um ihre Schreiberkarriere nicht durch einen Frauennamen zu erschweren. Der „Professor“ ist ihr erster Roman, 1846 geschrieben, erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Selten war das so aufregend wie hier, einem bei der Fabrikation von Anschauungen, Vorstellungen, Sätzen zuzusehen. Mademoiselle, was sind historische oder dichterische Assoziationen?, fragt ein Skeptiker, aus England, dem Land ohne Assoziationen. Die Antwort, von Milton inspiriert: „Wenn der getreue Abdiel selbst . . . ganz plötzlich seiner Fähigkeiten zur Assoziation beraubt werden würde, ich glaube, dann würde er bald durch die ,immerwährenden Tore‘ davonstürzen, den Himmel verlassen, um nachzusehen, was er in der Hölle vergessen hatte.“ FRITZ GÖTTLER
Charlotte Brontë: Der Professor. Aus dem Englischen von Gottfried Röckelein. Insel Verlag, Berlin 2014. 372 Seiten, 10 Euro.
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Adams Weg, erzählt
von Charlotte Brontë
Ein junger Engländer arbeitet sich durchs Leben, ein Schreibjob in der Fabrik seines Bruders – ein Ekelpaket! –, dann nach Brüssel, Englischlehrer – „Professor“ – in einer Knaben-, dann einer Mädchenschule. Eine Affäre mit der Schulleiterin, dann einer jungen Lehrerin. Alles ganz pragmatisch, ohne romanhaften Glamour. Als Adams Sohn sollte er Adams Verhängnis teilen, verkündet der Autor programmatisch, Currer Bell – so nannte sich Charlotte Brontë, um ihre Schreiberkarriere nicht durch einen Frauennamen zu erschweren. Der „Professor“ ist ihr erster Roman, 1846 geschrieben, erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Selten war das so aufregend wie hier, einem bei der Fabrikation von Anschauungen, Vorstellungen, Sätzen zuzusehen. Mademoiselle, was sind historische oder dichterische Assoziationen?, fragt ein Skeptiker, aus England, dem Land ohne Assoziationen. Die Antwort, von Milton inspiriert: „Wenn der getreue Abdiel selbst . . . ganz plötzlich seiner Fähigkeiten zur Assoziation beraubt werden würde, ich glaube, dann würde er bald durch die ,immerwährenden Tore‘ davonstürzen, den Himmel verlassen, um nachzusehen, was er in der Hölle vergessen hatte.“ FRITZ GÖTTLER
Charlotte Brontë: Der Professor. Aus dem Englischen von Gottfried Röckelein. Insel Verlag, Berlin 2014. 372 Seiten, 10 Euro.
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»Selten war das so aufregend wie hier, einem bei der Fabrikation von Anschauungen, Vorstellungen, Sätzen zuzusehen.« Fritz Göttler Süddeutsche Zeitung 20150109