James Fallon ist Neurowissenschafler und Professor für Psychiatrie und menschliches Verhalten. Jahrelang ist er überzeugt davon, dass die genetische Veranlagung und nicht das Umfeld den Charakter prägen. Als bei ihm dann aber viel nebenbei läuft, rutschen anonymisierte Hirnscans durcheinander und er
erfährt, das sein eigener Scan ‚die typischen Strukturen eines Serienkiller-Hirns aufweist‘. …mehrJames Fallon ist Neurowissenschafler und Professor für Psychiatrie und menschliches Verhalten. Jahrelang ist er überzeugt davon, dass die genetische Veranlagung und nicht das Umfeld den Charakter prägen. Als bei ihm dann aber viel nebenbei läuft, rutschen anonymisierte Hirnscans durcheinander und er erfährt, das sein eigener Scan ‚die typischen Strukturen eines Serienkiller-Hirns aufweist‘.
Er beginnt, seine eigenen Thesen zu hinterfragen, und bietet der Wissenschaft dabei einige neue Anhaltspunkte. Außerdem hinterfragt er auch seine eigene Persönlichkeit und wie viel er wirklich mit ‚Psychopathen‘ gemeinsam hat. Diese unheimlich interessante Reise und einige Anekdoten aus seinem Leben schildert er zwischen fachlichen Erklärungen.
Das Buch beginnt mit der Frage, was Psychopathie ist. Hier greift er auf bekannte Filme zurück und nutzt viele Beispiele zur Einordnung. Auch kurze Exkurse in andere Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie, Alzheimer und Depression gibt es immer mal wieder.
Für mich war es unheimlich faszinierend, die Geschichten von James Fallon zu lesen. Rückblickend ordnet er viele Situationen anders ein und erkennt, dass er tatsächlich über weniger Empathie verfügt und in jeder Situation auf den eigenen Vorteil aus ist. Er erzählt aber auch von einer schönen Kindheit und einem stabilen Umfeld. Diesen Umständen schreibt er, entgegen seiner ursprünglichen These, heute mehr Bedeutung zu.
Ich muss sagen, dass James Fallon im erzählen einige narzisstische Züge zeigt. Er scheint sehr von sich überzeugt, auf diese Selbstdarstellung muss man bock haben. Ich persönlich konnte einiges nicht ganz nachvollziehen, war überrascht, wie viele Situationen er als unschuldige Jugendsünden abtut. Und trotzdem fand ich sein Buch unheimlich fesselnd.
“Solche Vorfälle hätten mir verraten müssen, dass an meiner (fehlenden) emotionalen Reaktion etwas verkehrt war. Aber woher hätte ich wissen sollen, dass ich kein normales Gehirn hatte?“
Dass James Fallons ungewöhnliche Gehirnstruktur ihn beeinflusst wird deutlich, auch wenn er mehrere Jahre für diese Erkenntnis gebraucht hat. Ein gruseliger Serienmörder und eine große Gefahr für andere ist er dadurch aber nicht.
So interessant die autobiografischen Erzählungen auch sind, mein Highlight waren immer wieder die medizinischen Ausführungen. Seine Erklärungen zum Aufbau des Gehirns sind auch für Laien gut verständlich und seine Einordnungen differenziert und interessant. Auch der Genetik widmet er sich sehr ausführlich und stellt auch hier die Frage auf, wie viel Einfluss diese auf eine Persönlichkeit hat.
Der Psychopath in mir ist definitiv ein einzigartiges Buch. Ein besonderer Erzähler, der sich persönlich und wissenschaftlich dem Thema Psychopathie widmet. Dazu die Frage, wie viel Einfluss genetische,, neurologische und soziale Faktoren haben.