Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 1,5, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Mehr als ein Gefühl? Glück und Liebe in ihrer ethischen Relevanz, Sprache: Deutsch, Abstract: Das fundamentale Gebot des Alten Testaments lautet wie folgt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und mit allen deinen Kräften! Was bedeutet es aber Gott aus ganzem Herzen zu lieben? Ermöglicht die Liebe zu Gott eine diesseitige oder jenseitige Glückseligkeit? Darf ich eine "Gegenleistung" erwarten, indem in mir durch meine Liebe zu Gott und durch mein dadurch geprägtes Verhalten die das Licht der Hoffnung auf das Paradies leuchtet? Braucht die Liebe Beweise, dass sie auf Gegenseitigkeit beruht? Darf ich böse auf Gott sein, wenn ich mich für ihn hingebe, ihn liebe und verehre, aber dennoch einen Platz in der Hölle zugewiesen bekomme? Wie erfahre ich, dass Gott meine Liebe verdient? Zu all diesen Fragen hat der Quietismus, eine mystische Geistesströmung, die vor allem im 17. Jh. in der christlichen Frömmigkeit auftrat, versucht Antworten zu liefern. Jeanne Marie Bouvieres de la Mothe Guyon wurde gemessen an der Wirkungsgeschichte die erfolgreichste Vertreterin des mystischen Quietismus. Sie kam durch ihre frühe Klostererziehung mit dem mystischen Gedankengut innerster Christusfrömmigkeit in Berührung. Gegen ihren Willen wurde sie bereits als sechzehn Jährige mit dem wesentlich älteren und kränklichen Jacques Guyon verheiratet. Sie sorgte sich um ihren Ehemann und ihre fünf Kinder und lebte zugleich nach dem Tod ihres Mannes zunehmend in der mystischen Übung des innerlichen Lebens und der inneren Einkehr im "stillen Gebet". Nach einer freiwillig aufgegebenen Leiterposition einer Vereinigung von calvinistischen Konvertitinnen, gab sie ihren großen Besitz zugunsten der Armen auf und ließ sie sich in Thonon am Genfer See als freie religiöse Schriftstellerin mystischer Erbauungsliteratur nieder. Es begann eine außergewöhnlich erfolgreiche und wirkungsvolle schriftstellerische Tätigkeit, obwohl sie keine formale Bildung genossen hatte. Sie schrieb Traktate über die Gottesliebe. Zeugnis dessen ist der Quietismusstreit zwischen Jacques Bénigne Bossuet und François Fénelon. Bei diesem wird im Grundsätzlichen über folgende Fragen gestritten: Ist es möglich Gottesliebe zu üben, ohne die Tugend der Hoffnung auf zukünftigen Lohn aufgeben zu müssen? Und die Gegenfrage wie es möglich sei nach der Auslöschung des Verlangens zu verlangen. Diese Arbeit soll einen Versuch darstellen diese Fragen zu erläutern.
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