Adam Ingliz hat einen Traum, ein einziges Ziel: Professor für Sprachwissenschaften in Oxford zu werden. Er verlässt den Sudan und durchquert Europa auf dem ›Ameisenweg‹, der ihn über Graz in den ›Dschungel‹ von Calais führt. Dort harren Tausende in Zelten aus, um in einem Schlauchboot oder unter einem Lastwagen den Ärmelkanal zu überqueren. Er aber beschließt, sich einen Heißluftballon zu besorgen – um zu fliegen wie die Raben, denen er sich mehr und mehr zuwendet. ›Der Rabe, der mich liebte‹ ist ein Roman über Flucht, Entscheidungen, die man trifft, und über die Liebe in all ihren Facetten. Mit Humor und Empathie für seine Figuren kreiert Abdelaziz Baraka Sakin mehrstimmig die Lebensgeschichte eines Migranten, der unverrückbar an seinem Traum festhält. Eines zum Scheitern Verurteilten, dessen Tragik für viele steht. Und dessen Geschichte durch die Erzählungen seiner Freunde so fantastisch erscheint wie E. A. Poes Rabe, der spätnachts an die Türe klopft.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der "Dschungel" in Calais ist ein offiziell längst aufgelöstes Gebiet, in dem Geflüchtete mit der Hoffnung ausharren, irgendwie nach England zu kommen, liest Rezensentin Andrea Pollmeier in Abdelaziz Baraka Sakins berührendem Roman über die beiden sudanesischen Freunde Adam und Nuri. Sie sind zusammen geflohen, doch ihre jeweiligen Schicksale nehmen ganz unterschiedliche Verläufe: Nuri bekommt Asyl in Frankreich, Adam bettelt am Grazer Bahnhof, verliert den Verstand und wird letztlich ausgewiesen, erfahren wir. Ihre Begegnung am Bahnhof bildet den Auftakt für einen Roman, der multiperspektivisch von den Hoffnungen, Schwierigkeiten und Träumen erzählt, die mit Adams Flucht verbunden sind, schließt die auch von der poetischen Sprache überzeugte Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH