Als Vertretung für seinen kranken Vetter tritt Sigismond eine Geschäftsreise nach Barcelona an. Als ihn, dort angekommen, ein Brief mit einer schrecklichen Nachricht von seiner Familie erreicht, verliert er den Halt und gerät in den Strudel der Stadt und ihren Zerstreuungen. Er gibt sich dem nächtlichen Barcelona hin, taumelt von erotischen Verlockungen zu leuchtenden und blinkenden Vergnügungen und kann der Realität und seinen Gespenstern doch nicht entkommen. André Pieyre de Mandiargues, der elegante Stilist und preisgekrönte Autor von barock wuchernder Sprachkraft, hat mit diesem großen Roman (Prix Goncourt 1967) ein Werk von traumwandlerischer Schönheit, ein atemberaubendes mysteriöses Meisterwerk geschaffen. Über 40 Jahre später kann es nun erstmals auf Deutsch gelesen werden, in einer präzisen Übersetzung von Rainer G. Schmidt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Endlich ist Andre Pieyre de Mandiargues' bereits 1967 erschienener, mit dem Prix Goncourt ausgezeichneter Roman "Der Rand" auf Deutsch erschienen, freut sich Rezensent Peter Urban-Halle. Der Erklärung des deutschen Verlages, es handele sich um eine "erotische Odyssee", kann der Kritiker allerdings nicht ganz zustimmen: Zwar erlebt er hier neben "fettleibigen Nutten" und "Tunten in schwitzenden Varietes" einen Helden, der sich nach dem Selbstmord seiner Frau im Rotlichtviertel von Barcelona herumtreibt und sich vor allem für homosexuelle Matrosen interessiert, insbesondere liest Urban-Halle aber eine kompromisslose und berauschende Expedition in die Seele des Protagonisten: Bewundernswert gelinge es Pieyre de Mandiargues die Halluzinationen seines melancholischen Helden mit dem realen Raum Barcelonas zu verbinden, lobt der Rezensent, der dem Autor ein "sexualisiertes Verhältnis zum Denken" attestiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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