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«Was sind Wörter, wir sagen uns nur irgendwelche Wörter.» Als Wiebke diesen Satz denkt, fühlt sie sich als eine andere. Sie weiß nicht, ob sie froh darüber sein kann. Aber was nun folgen wird, hängt nicht nur von der Reaktion ihres Mannes Albrecht ab. In drei Tagen ist viel geschehen. Wiebke und Albrecht, seit wenigen Monaten verheiratet, leben an seinem ersten Dienstort. Was so idyllisch schien, wird für die junge Frau allmählich unerträglich. Der Zweifel an dem Sinn ihres Lebens wächst, und dieser Sinn reduziert sich mehr und mehr auf ihre Rolle als werdende Mutter. Sie zweifelt an diesem…mehr
«Was sind Wörter, wir sagen uns nur irgendwelche Wörter.» Als Wiebke diesen Satz denkt, fühlt sie sich als eine andere. Sie weiß nicht, ob sie froh darüber sein kann. Aber was nun folgen wird, hängt nicht nur von der Reaktion ihres Mannes Albrecht ab. In drei Tagen ist viel geschehen. Wiebke und Albrecht, seit wenigen Monaten verheiratet, leben an seinem ersten Dienstort. Was so idyllisch schien, wird für die junge Frau allmählich unerträglich. Der Zweifel an dem Sinn ihres Lebens wächst, und dieser Sinn reduziert sich mehr und mehr auf ihre Rolle als werdende Mutter. Sie zweifelt an diesem Sinn. Sie zweifelt auch an der Liebe Albrechts, der als junger Offizier der Nationalen Volksarmee von seinen Soldaten geachtet wird. Aber Albrecht, ausgefüllt von seinem Leben in der Truppe, ständig gefordert von Soldaten und Vorgesetzten, spürt nicht, wie es um sie steht, wie ernst es ist. Darum kann er ihre Flucht nicht begreifen und darum verschärft sich der Konflikt zwischen beiden schnell. Es geht nun nicht um das Zerschlagen eines flüchtig geschürzten Knotens oder um eine perfekt nachzuvollziehende Entscheidung. Drei Tage (Frühling) im Leben der beiden Menschen, die in diesem Roman erzählt werden, bringen eine Lösung, die keiner von beiden gewollt oder bewirkt hat, aber die Partner treten sich nach drei Tagen anders gegenüber - um ihrer selbst willen. In das Geschehen der drei Tage, emotional tief und unmittelbar gestaltet, fließt die mögliche Antwort auf die Frage ein, wodurch Menschen wurden, wie sie sind, was sie selbst bewirkt haben könnten und inwiefern sie im jeweiligen Augenblick verwoben sind mit dem Schicksal anderer, mit dem Leben auf dieser Welt. Schwer ist die Verantwortung, das Menschenmögliche zu tun, für andere und für sich selbst.
Heinz Kruschel, 1929–2011, Sohn eines Bergmanns und späteren kaufmännischen Angestellten der Staßfurter Salzbergwerke, entging nur knapp dem für seine Generation typischen Schicksal, im finalen Aufgebot der letzten Kriegstage - dem "Volkssturm" - verheizt zu werden. Noch ehe er seine Modelltischlerlehre beendet hatte, beschloss die Partei, in die er jung eingetreten war, dass er Neulehrer zu werden habe, und ließ ihn 1949/50 am Lehrerbildungsinstitut in Staßfurt studieren. Anschließend war er Lehrer in Sandersdorf - den Schülern jeweils ein Kapitel im Lehrbuch voraus -, danach in Magdeburg und Egeln sowie Direktor einer Erweiterten Oberschule in Havelberg. Nach einem berufsbegleitenden Fernstudium der Germanistik war er Journalist und Kulturredakteur bei der "Volksstimme" in Magdeburg. Ab 1963 lebte er als freier Schriftsteller in Magdeburg, bereiste im Auftrag von Illustrierten wie der "Für dich" Ungarn, Bulgarien, Usbekistan und Kuba und schrieb zahlreiche Erzählungen und Romane für Jugendliche und Erwachsene. Sein Roman "Das Mädchen Ann und der Soldat" wurde 25 Jahre lang immer wieder neu aufgelegt, während Bücher wie "Der Mann mit den vielen Namen" oder "Leben. Nicht allein" erst nach erbitterten Auseinandersetzungen mit jenen Behörden, die Literatur zu genehmigen hatten, erscheinen durften. Sein Roman "Gesucht wird die freundliche Welt", der als erster in der DDR das Thema des Umgangs mit straffällig gewordenen Jugendlichen thematisierte, wurde 1978 von Erwin Stranka unter dem Titel "Sabine Wulff" verfilmt. Auszeichnungen: Erich-Weinert-Preis der Stadt Magdeburg Theodor-Körner-Preis Banner der Arbeit Literaturpreis des FDGB Vaterländischer Verdienstorden
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