Sobald das Wort BDSM fällt, dürften heutzutage die meisten an die »Fifty Shades of Grey«-Filme denken. Ich sage euch, vergesst die Filme und alles, was ihr durch sie über BDSM zu erfahren geglaubt habt und gebt Stjepan Sejic und seinem Comic »Sonnenstein« eine Chance, denn er wird euch eine ganz
andere Sicht auf die Dinge eröffnen als Christian und Anastasia. Dies fängt bereits mit den beiden…mehrSobald das Wort BDSM fällt, dürften heutzutage die meisten an die »Fifty Shades of Grey«-Filme denken. Ich sage euch, vergesst die Filme und alles, was ihr durch sie über BDSM zu erfahren geglaubt habt und gebt Stjepan Sejic und seinem Comic »Sonnenstein« eine Chance, denn er wird euch eine ganz andere Sicht auf die Dinge eröffnen als Christian und Anastasia. Dies fängt bereits mit den beiden Protagonistinnen an, denn in »Sonnenstein« stehen die beiden Frauen Lisa und Ally im Vordergrund. Sie lernen sich im Internet kennen, um gemeinsam ihre Leidenschaft zu BDSM auszuleben. Im ersten Band begleitet die Leserschaft die Beiden bei diesem ungewöhnlichen, aber sehr spannenden Abenteuer.
Lisa ist verträumt und hoffnungsvoll romantisch. Auf den ersten Blick scheint sie schüchtern zu sein, da sie etwas zurückhaltend ist. Doch sobald man Lisa besser kennenlernt, sieht man, dass sie sehr leidenschaftlich und gefühlvoll sein kann. Richtig aufblühen kann sie jedoch mit jemanden wie Ally. Also jemanden, der etwas energiegeladener ist und Lisa sagt, wo es lang geht. Im Vergleich zu Lisa ist Ally tatsächlich etwas durchsetzungsfähiger. Die Temperamente der beiden Frauen spiegeln sich auch in ihren BDSM-Spielen wider. Während Ally perfekt als Mistress ist, fühlt sich Lisa in der devoten Rolle wohl. Dies ist auch an ihrem Halsband zu erkennen, welches ein Symbol der Unterwerfung ist.
»Sonnenstein« handelt jedoch nicht nur von der BDSM-Beziehung der beiden Frauen. Freundschaft, Liebe und alltäglichen Probleme und Sorgen einer Frau kommen ebenfalls nicht zu kurz. Ich möchte an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass der Autor ein Mann ist. Und das soll jetzt nicht negativ klingen. Im Gegenteil, ich fand es nämlich bemerkenswert, wie gut ein Mann aus weiblicher Sicht schreiben kann. Beim Lesen ist mir nicht ein einziges Mal aufgefallen, dass der Autor männlich ist, da die weiblichen Gedanken und Gefühle sehr authentisch zum Ausdruck gebracht werden. Gerahmt wird die Handlung vom großartigen Humor und einer ordentlichen Prise Erotik. Sex wird zwar nie explizit dargestellt, aber es gibt vielmals nackte Haut zu sehen.
Das Artwork besteht größtenteils aus den verschiedenen Tönen der Farben Rot, Braun, Gelb und Orange. Dies sorgt für eine einladende und warme Atmosphäre. Der Zeichenstil von Stjepan Sejic ist einfach klasse! Es macht unglaublich viel Spaß den Comic nicht nur zu lesen, sondern auch zu betrachten. Die Gesichtsausdrücke und Emotionen der Figuren sind durchdacht und perfekt zum Ausdruck gebracht. Die detailreichen Outfits und die ungewöhnliche BDSM-Ausrüstung können sich ebenfalls sehen lassen. Toll fand ich auch, dass manche Sprechblasen passend zur jeweiligen Szene gestaltet wurden. Lobenswert ist darüber hinaus auch das Hardcover des Albencomics. Leider passt der Comic nicht in eine Handtasche, aber die Größe bringt mit sich den Vorteil, dass die Zeichnungen ohne Mühe betrachtet werden können. Außerdem schützt das Hardcover die Blätter vor Knicken und man braucht keine Angst zu haben, den Comic anzufassen, wie es zum Beispiel bei den Soft-Covern der Fall ist. Am Ende des Comics gibt es eine kleine Überraschung für die Leser_innen. »Sonnenstein« enthält nämlich einige Skizzen und Making-Of's und man bekommt so die Möglichkeit, nicht nur den Autor kennenzulernen, sondern auch hinter die Kulissen zu blicken.
Fazit
Mit dem Auftakt der »Sonnenstein«-Reihe zeigt Stjepan Sejic, dass Comiczeichner_innen auch gute Geschichtenerzähler_innen sein können. Ich empfehle den Comic allen, die außergewöhnliche Liebesgeschichten mögen und nichts gegen nackte Haut einzuwenden haben.