Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
In Wien, der Stadt des Walzers, wird Norah Richter zu einem Tanz mit dem Tod aufgefordert. Die aufstrebende Journalistin ist erst vor wenigen Tagen hierher gezogen. Nach einem traumatischen Erlebnis hatte sie es in Berlin nicht mehr ausgehalten. Das Angebot,in der österreichischen Hauptstadt als Redakteurin eines großen Magazins anzufangen, kam ihr gerade recht. Norah brach mit ihrem nicht besonders zuverlässigen Freund und war bereit, komplett neu anfangen. Im Gepäck hatte sie kaum mehr als Erinnerungen, den Laptop und das Smartphone für ihre Arbeitund als fortwährende Verbindung zur Außenwelt. Aber dann begegnet ihr mitten auf der Straße eine Obdachlose, die ihr eine Prophezeiung zuraunt: An einem ganz bestimmten Tag wird sie einen Mann namens Arthur Grimm töten.
Bald verwandelt sich Norahs Leben einmal mehr in eine Hölle. Schleichend zunächst, denn sie kennt keinen Arthur Grimm und hält es auch für möglich, dass die Nachwirkungen ihres einst exzessiven Drogenkonsums ihr einen Streich spielen, ihre Wahrnehmung manipulieren. Als sie schließlich einem Arthur Grimm gegenübersteht, kann sie sich beim besten Willen nicht erinnern, ihmzuvor schon einmal begegnet zu sein. Trotzdem gibt es da dieses Gefühl, dass sie etwas mit ihm verbindet. Könnte er etwas damit zu tun haben, dass sich Norah immer wieder beobachtet und verfolgt fühlt, wie von einem Schatten? Selbst wenn sie sich in ihre Wohnung vor den Fernseher zurückzieht, fühltsie sich von den aktuellen Nachrichten über einen Terroranschlag ähnlich heimgesucht wie von den Erinnerungen an Terror, dem sie selbst bereits begegnet ist. Da wäre zum Beispiel jener narzisstische Kunstprofessor, der Studentinnen immer wieder zu seinen "Musen" erkor, um sie dann zu demütigen, zu misshandeln. Oder auch ein ähnlich veranlagter, früherer Kommilitone, den sie einmal auf einer Party wiedertraf. Von seiner neuen Partnerin gefragt, woher man sich kenne, hatte Norah nur geantwortet: "Ach, dein Freund hat mal eine Freundin von mir vergewaltigt."
Melanie Raabe hat für ihren dritten Roman eine komplexe Figur erschaffen. Diese Norah Richter treibt ein unbestechlicher Sinn für Gerechtigkeit an, dabei neigt sie zur Melancholie und Eigenbrötelei. Über mehrere Internetplattformen lässt sie die ganze Welt an ihrem Leben teilhaben. Wer ihr aber unmittelbar nahekäme, würde auf ihrem ganzen Körper nochmal ganz andere Spuren der Vergangenheit finden. Sie hat sich eine Art Lebenslauf tätowieren lassen, getrennt nach den guten und den schlechten Zeiten. Ihr Beruf zwingt Norah vor allem dazu, vorauszuschauen, neugierig auf das Leben zu sein, doch sie trägt permanent mit sich herum, was eigentlich hinter ihr liegt. Mit professioneller Distanz beginnt die Journalistin in eigener Sache zu recherchieren. Nicht nur versucht sie, das Rätsel dieses Arthur Grimms zu lösen - sondern sie muss sich fragen, was sie tatsächlich dazu treiben könnte, einen Menschen zu töten. Diese Entdeckungsreisedurch Norahs Innenwelten führt gleichzeitig durch das strahlend schöne, aber auch immer wieder düster morbide Wien. Dabei entfaltet sich eine ungewöhnliche Spannung, eine Beschreibung der Welt, die Elemente von Reportage, Märchen und Psychothriller vereint.
© BÜCHERmagazin, Petra Pluwatsch