Der Roman pointiert eine typische junge Frau in einem typischen Angestellten Verhältnis: Dieses Typologie ist so überspitzt dargestellt, dass der Leser immer wieder schmunzeln muss. Dennoch sind den meisten Menschen dieser Gesellschaft, welche die vorgegebene Laufbahn von Schule, Ausbildung und Beruf entlang gegangen viele von Nicole Sophies Gedanken nur zu bekannt. Nicole Sophie steckt ihre Energie in ihren Job und in die Planung ihres täglichen Lebens, in dem kein Platz für außergewöhnliche Umstände ist. Es geht ihr wie so viele: Sie versucht ihre Arbeit als Versicherungskauffrau so zuverlässig wie möglich zu erledigen, natürlich möchte sie keine Fehler machen. Ihr Selbstbewusstsein zieht sie aus der Tatsache, dass sie alles im Griff zu haben scheint. Mit ihrem Freund Michi, der etwas weiter weg bei der Bundeswehr studiert, trifft sie sich jedes Wochenende. Ihre Beziehung ist geprägt von sich viel Abstand und viel Nähe, die jeden Montag und Freitag zu einem auf und ab führen, von Nicoles verzweifelter Eifersucht und Marios Suche nach einem Leben, das mehr als Arbeit, Ehe und Kind versprechen würde. Es geht in diesem Roman um die kleinen Veränderungen in dem Alltag, um die inneren Monologe, die daraus resultieren und um die gedanklichen Strukturen, die das Netz unserer Gesellschaft ausmachen. Nicole entdeckt die Gesundheitsapps und Fitnessarmbänder für sich, die sie überwachen und vor allem eine Sicherheit schenken: Die Vernetzung gibt ihr das Gefühl, nicht mehr ganz so alleine zu sein und natürlich ist sie auch bemüht, für gute Zahlenwerte zu sogen. Die Überwachung wird ihr nicht schwer bewusst, sie, die wie viele andere auch denkt, dass sie nichts zu verheimlichen hat. Auch als Mario Entgleis, der eine Zeit im Ausland unversichert verbracht hat und keine Arbeit hat, ihr Kunde wird, zieht sich das indoktrinierte Gedankengerüst weiter: er ist nun mal daran Schuld, nicht nach den Vorgaben gelebt zu haben und kann erst wieder versichert werden, wenn er die Nachzahlungen liefert. Nicole selbst kann anscheinend nicht viel für ihr Denken und Handeln, es wurde antrainiert. Immer mehr wird auch das Leben von Mario deutlich, der auf der Straße dealt und zeitweise in der Wohnung eines Freundes untergekommen war. Das deutsche Bürokratiesystem ist verstrickt: Erst Krankenkasse und festen Wohnsitz, dann Hartz 4, die Krankenkasse will aber erst Geld oder die Bescheinigung vom Arbeitsamt, auch eine Wohnung erhält er erst mit Bescheinigung. Schließlich wendet sich Nicole, die ihren Kunden täglich auf der Straße beim dealen sieht und immer dazu angehalten wurde, unrecht zu melden, dies ihrem Freund in der Bundeswehr, der seine Beziehungen hat. Die inneren Monologe von Nicole, Michi und Mario zeigen die Unstimmigkeit der abtrainierten Empathie mit dem heutigen Leben, die Schwierigkeit sich selbst zu finden, wobei Nicole Sophie sich an ihren Schreibtischstuhl klammert, von dem sie sich Schutz vor jeglichen unvorhersehbaren Situationen sucht.
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