Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Veranstaltung: Grundzüge der europäischen Bevölkerungsgeschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Alltag des mittelalterlichen Europas war durch reges Treiben von Kaufleuten, Händlern, Pilgern, Soldaten und Bürokraten geprägt. Dennoch bestimmten auch Hunger und Krankheit das Leben und fanden ihren tragischen Höhepunkt in der zweiten großen Pestwelle Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Eine erste schwere Pandemie, bekannt als die "Justinianische Pest" bzw. "Pest des Justinian", wurde schon einmal um 540 herum von Schiffsratten und ihren Flöhen verursacht. In der Mitte des achten Jahrhunderts verschwand die Seuche aus unbekannten Gründen vom europäischen Kontinent. Dass nach der ersten Pestwelle eine weitere, als "Schwarzer Tod" bekannte Pandemie zurückkehren würde, traf die Menschen unerwartet. Obwohl der Erreger, später als das Bakterium Yersinia pestis identifiziert, und der Floh als Überträger kaum sichtbar waren, lösten sie die gewaltigste Krankheitswelle in der europäischen Geschichte aus. Kirchen, Geschäfte und Bildungseinrichtungen wurden geschlossen, Überlebende ließen einander im Stich. Moral und Glaube wichen Angst und Weltuntergangsstimmung. Obwohl die Pest nicht unbekannt war, waren die Menschen auf eine derartige Katastrophe nicht vorbereitet. Übertragung und Verlauf blieben zunächst ein Mysterium. Unklar ist selbst bis heute noch, ob Seuchen zwischen 542 n. Chr. und 1347 zur Pest gezählt werden können, denn trotz ähnlichem Krankheitsbild richtete keine von ihnen solch schwerwiegende Missstände an. Auch die Pestwellen nach dem Schwarzen Tod nahmen dieses Ausmaß nicht an, obwohl sie "fast in jedem Jahrzehnt Teile Europas heimsuchten." In Zeiten der wütenden Pest bestimmte moralischer Verfall den neuen Alltag. Kranke Mitmenschen wurden oftmals sich selbst überlassen. Da viele Autoritäten der Pest zum Opfer gefallen waren, herrschte keine Ordnung in den Städten. Nach hohen Bevölkerungsverlusten folgten große wirtschaftliche Einbußen nach dem Rückzug des Schwarzen Todes. Die Pest brachte zudem eine große Hungersnot mit sich, da Ernten nicht eingefahren und das Vieh versorgt werden konnten. Erst in den Jahren nach der Krankheitswelle stellte sich der Hunger ein; es kam dennoch zu einer landwirtschaftlichen Krise. Die große Not führte aber auch zu positivem Umdenken: Hygiene und Gesundheit gewannen an Bedeutung; erste Quarantänemaßnahmen wurden eingeführt und die Menschen versuchten die Tragik der Pestpandemie zu nutzen, um langfristig Veränderungen zu bewirken.