Dieser Silberriese bekommt Gold von mir! - Romane zum Thema Elternschaft gibt es häufig. Aus der Perspektive eines alleinerziehenden Vaters von den Höhen und Tiefen des Elternseins zu lesen, ist dabei eine sehr spannende Option, die in der Literatur noch viel zu selten Beachtung findet. Und übrigens
nicht nur hier.
“It’s the right thing for us, trust me” versichert sie ihm noch – und dann ist…mehrDieser Silberriese bekommt Gold von mir! - Romane zum Thema Elternschaft gibt es häufig. Aus der Perspektive eines alleinerziehenden Vaters von den Höhen und Tiefen des Elternseins zu lesen, ist dabei eine sehr spannende Option, die in der Literatur noch viel zu selten Beachtung findet. Und übrigens nicht nur hier.
“It’s the right thing for us, trust me” versichert sie ihm noch – und dann ist Kara bereits kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Ada verschwunden. Zurück bleibt Patrik mit einem Säugling, für den er als Hochleistungssportler mitten im Training für Olympia noch nicht richtig bereit war. Und mit der aufkeimenden Gewissheit, dass Kara nicht mehr zurückkommen wird. Fortan versucht Patrik, der Rolle als alleinerziehender Vater gerecht zu werden und dabei seine Wünsche und Ziele für sich und sein Leben – allen voran die olympische Goldmedaille – weiter zu verfolgen.
In zwei Erzählebenen begleiten wir Patrik in seinem Alltag. Da ist die nunmehr 12-jährige Ada, die das Geräteturnen für sich entdeckt hat. Ehrgeizig dieses Hobby verfolgt, zunehmend selbständiger und erwachsener wird und sich mehr und mehr vom Vater abnabelt. Und da ist dieses winzige Baby, das die Ersatzmilch nicht trinken möchte. Die auf Spielplätzen spielt. Die viel zu häufig umziehen und sich an neue Freunde und neue Umgebungen gewöhnen muss.
Patrik, der Silberriese, führt ein akribisch getaktetes Leben, in dem alles seinen Platz hat. Er plant penibel, sein Körper funktioniert perfekt. Und dann tritt von einem Tag auf den anderen ein Situation ein, mit der er nicht gerechnet hat. Und die Taktung kommt aus dem Gleichgewicht. Ada wird zu seinem neuen Lebensmittelpunkt. Und damit verschiebt sich alles. Patrik lebt die Ambivalenz eines alleinerziehenden Elternteils, der den großen Erwarten an die Vaterrolle, an Liebe und Aufopferung einerseits gerecht werden möchte und andererseits sich selbst komplett zurückstellen muss. Jetzt wird Ada erwachsen und Patrik muss lernen, loszulassen. Eine Situation, die ihm sichtlich schwer fällt, immer wieder kommen Zweifel auf.
Andreas Mosters dritter Roman kommt nicht mit großen, intensiven Bildern daher, wie ich es aus „Wir leben hier, seit wir geboren sind“ kenne. Und doch ist er sehr emotional, empathisch und authentisch. Er liest sich gleich dem inneren Monolog eines Mannes, der immer wieder die eine Seite gegen die andere abwägt, Gold - Silber; fitter Körper - körperlicher Verfall; richtig Handeln - Fehler machen; Adas Wünsche - seine Wünsche. Da ist keine Anklage, keine Wertung. Nur die Erwartungshaltungen an sich selbst, denen Patrik nicht, vielleicht nie, gerecht werden kann.
Ein toller weil sehr ehrlicher und authentischer Roman, den alle Mütter wie auch Väter sicherlich emotional sehr gut nachempfinden können.