»Der Sinn des Lebens« stellt das herausragende Werk Adlers in seiner letzten Schaffensperiode dar. Er trägt hier in einem von großer Erfahrung und Weitsicht geprägten Stil seine Auffassungen und Ergebnisse zu zentralen Themen der Individualpsychologie wie dem Lebensstil, den Aufgaben des Lebens, dem Minderwertigkeits- und dem Überlegenheitskomplex, der Neurose, den Kindheitserinnerungen, dem Gemeinschaftsgefühl und dem Sinn des Lebens zusammen. Zugleich legt er seine diagnostischen und erkenntnistheoretischen Positionen dar. Vor allem aber weist uns Adler auf die große Bedeutung hin, die er dem Gemeinschaftsgefühl für ein erfülltes und verantwortungsvolles Leben und für die Weiterentwicklung und das Fortbestehen der Menschheit beimisst. Seine Antworten auf die Fragen menschlichen Zusammenlebens, die sowohl ökologische als auch Aspekte der Transzendenz berücksichtigen, sind für uns heute bedeutsamer denn je. In dem Werk »Religion und Individualpsychologie« führt Alfred Adler ein Streitgespräch mit dem evangelischen Theologen Ernst Jahn zur Frage ethischer Werte. Jahn erhebt hierzu einen Alleinvertretungsanspruch der Theologie und will deshalb die Psychotherapien als bloß methodisches Hilfsmittel sehen. Adler verweist auf den schwindenden Einfluss der Kirchen und leitet aus dem wissenschaftlichen Geltungsanspruch der Individualpsychologie ihre Eignung ab, die Werte der Allmenschlichkeit kompensatorisch zu begründen und zu vertreten. Die Kontroverse ist bis heute von großer Aktualität.