Der beste Sommer überhaupt! Nora ist überhaupt nicht begeistert: Sie muss den Sommer bei ihrer Oma auf dem Land verbringen, obwohl sie sie kaum kennt. Doch dann lernt sie Abbas kennen, den Jungen mit den grünsten Augen, die sie je gesehen hat. Und der ihren Magen kribbeln lässt wie Brausepulver. Aber warum hat Abbas Angst vor Dorrit aus dem Café? Warum gibt es Regeln, die für Abbas gelten, aber nicht für Nora? Und welches Geheimnis haben Noras Oma und Abbas' Vater? In diesen Ferien passiert einfach alles, und es wird der beste Sommer überhaupt! Der Sommer, in dem einfach alles passiert ist – eine Erzählung über die erste Liebe und darüber, dass die Welt manchmal ganz schön kompliziert ist. - Wundervolle Skandi-Sommerlektüre für verliebte Pre-Teens und romantische Sommermädchen. - Die norwegische Autorin Iben Akerlie erzählt warm und empathisch von Freundschaft, erster Liebe, Diskriminierung und dem Mut, das Richtige zu tun. - Liebe, Wut, Scham, Ärger: "Der Sommer, in dem einfach alles passiert ist" ist eine einfühlsame Lektüre über ganz große Gefühle. - Ein sensibler Kinderroman, der Diskriminierung und Rassismus in der Gesellschaft thematisiert. Geeignet für Kinder ab 10 Jahren.
"Die Leichtigkeit des Sommers schwebt über den komplexen Themen des Romans, denn Akerlie erzählt nicht nur von Sonnenschein, Verliebtsein und kleinen Abenteuern, sondern auch vom Rassismus sowie von der Frage des Handelns. In dieser Konstellation zeigt sich, wie beeindruckend sie beides verbindet und die Lesenden zum Nachdenken anregt. Ein Sommerroman mit großer Wirkung!" (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur aus der Jurybegründung "Jugendbuch des Monats", Juni 2024)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Themen Diskriminierung und Ausgrenzung kennt Rezensent Steffen Gnam schon von der norwegischen Autorin Iben Akerlie, in ihrem neuen Jugendbuch geht es um Nora, die auf dem Land bei ihrer Oma Urlaub macht, und Abbas, dessen Eltern aus Afghanistan geflohen sind. Abbas ist dabei immer wieder Alltagsrassismus ausgesetzt, beispielsweise wird er von einer Cafébesitzerin des Klauens verdächtigt, verrät Gnam, bis es Nora reicht und sie zu einer wütenden antirassistischen Rede ansetzt. Für den Kritiker schreibt Akerlie lebendig, fast physisch greifbar und motiviert mit ihrem Buch, sich gegen Ungerechtigkeit zur Wehr zu setzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2024Abbas und Goldlöckchen
Iben Akerlies ernst grundierter Sommerroman
Die norwegische Schauspielerin und Autorin Iben Akerlie, deren Durchbruch mit dem Inklusionsroman "Lars, mein Freund" über ein Kind mit Downsyndrom gelang, erörtert auch in ihrem neuen Buch, diesmal am Beispiel einer Familie mit afghanischem Migrationshintergrund, Stereotypisierung und Ausgrenzung.
Das Stadtkind Nora reist in den Sommerferien lustlos zu der ihr kaum bekannten Oma Wendy, einer einstigen Journalistin, aufs Land. Doch allmählich findet Nora Gefallen an der Welt der Wälder, Fichten und Seen - und nicht zuletzt an Abbas, dem in Norwegen aufgewachsenen Jungen afghanischer Herkunft aus der Nachbarschaft. Es ist ein Sommer der Entschleunigung und des in der Einöde neu erlernten Staunens, aber auch eine Initiationsgeschichte in dunklere Weltzusammenhänge.
Nach und nach werden allerdings Brüche in der ruralen Idylle gewahr. Gegenspielerin und rassistische Bösewichtin ist die Cafébesitzerin Dorrit. Bei einem Süßigkeitenkauf von Nora und Abbas verdächtigt sie nur Letzteren, nicht bezahlen zu wollen: Alltagsrassismus, Misstrauen, Generalverdacht und Ungleichbehandlung der Ethnien sind Themenfelder des Romans, und das dunkle, staubige Café und seine Chefin mit ihren "aus der Zeit gefallenen Witzen und Ansichten" sind eine gedanklich antiquierte Gegenwelt zur äußerlich dominierenden Sonnenlandschaft.
Zwischen Traum, Wachen und Erwachsenwerden, zwischen Knisterbrause und Liebeswehen fängt Akerlie einen Moment der Jugend ein. Dem als "einzigen langen, heißen Sommertag" empfundenen Urlaub und dem Unsterblichkeitsgefühl der jungen Protagonisten stehen abrupte Gewitterwolken und im Wandel der Natur Ahnungen von Vergänglichkeit und Tod gegenüber. Sie manifestieren sich im Problem des Sprechens über Krieg und Terror, in der Frage nach Aufarbeitung, Verdrängung und Schuld: Abbas' Vater Sayed flüchtete 2003 mit seiner Frau Soraya aus Afghanistan nach Norwegen, wo sie Abbas und einen zweiten Sohn bekamen. Die tragische Verbindung von Wendy mit Abbas' Familie führt als Erzählstrang in die unbekannte Heimat des Norwegerjungen Abbas: Laut der für ihn von Sayed und Wendy erdachten Version starb die Mutter in Afghanistan an Herzstillstand. Jedoch machte sich die Journalistin, die Soraya für eine Auslandsreportage über die Taliban als Dolmetscherin einspannte, wobei sie bei einem Bombenangriff auf einem Markt starb, am Tod mitschuldig.
Ein Merkmal Akerlies ist ihr beinahe körperliches Schreiben ("Das schlechte Gewissen flutet in kleinen Wellen meinen Brustkorb") als Stilmittel beim Evozieren der Wirren der Adoleszenz: "tausend Fragen, die durch mein Gehirn schwirren wie Zitteraale". Unter der hellen Oberfläche des Romans kreisen existenzielle Fragen wie Herkunft, Identität, Notlügen, Aufklärung und Kollateralschäden der Wahrheit, die nach einem Zerwürfnis der jungen Verliebten zur Katharsis führen.
Als die Ferienfreunde Nora und Abbas eine romantische, leer stehende Hütte Dorrits im Wald zum Quartier nehmen, begehen sie mit der Einnahme der "Burg des Feindes" einen folgenreichen Fauxpas. Raffiniert überblendet das Buch die Eroberung der Hütte mit dem Märchen "Goldlöckchen und die drei Bären". Für Nora ist die neue Umgebung ein Sommerabenteuer, aber für Abbas ist die Sache ernst. "Goldlöckchen ist ungestraft davongekommen", sagte Nora in Hinblick auf Abbas' Bedenken, die Hütte zu benutzen, woraufhin dieser repliziert: "Ich denke, dass es für Goldlöckchen einfacher ist als für mich."
Zuletzt werden Nora und Abbas doch noch erwischt: Als Dorrit die aufrichtige Entschuldigung von Abbas nicht annimmt, hält ihr zunächst Sayed eine ruhige Moralpredigt und dann Nora, die sich als "Mittäterin" ignoriert fühlt, eine antirassistische Wutrede.
Iben Akerlies mit leichter Hand schwere Themen angehender Roman ist eine Selbstermächtigung zum Aufbegehren gegen Alltagsrassismus in einer roher werdenden, intrigenreichen und kriegsversehrten Welt: Die Frage, ob Noras Verhalten mutig oder überfällig war, ist sekundär. STEFFEN GNAM
Iben Akerlie: "Der Sommer, in dem einfach alles passiert ist."
Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Oetinger Verlag, Hamburg 2024. 176 S., geb., 16,- Euro. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Iben Akerlies ernst grundierter Sommerroman
Die norwegische Schauspielerin und Autorin Iben Akerlie, deren Durchbruch mit dem Inklusionsroman "Lars, mein Freund" über ein Kind mit Downsyndrom gelang, erörtert auch in ihrem neuen Buch, diesmal am Beispiel einer Familie mit afghanischem Migrationshintergrund, Stereotypisierung und Ausgrenzung.
Das Stadtkind Nora reist in den Sommerferien lustlos zu der ihr kaum bekannten Oma Wendy, einer einstigen Journalistin, aufs Land. Doch allmählich findet Nora Gefallen an der Welt der Wälder, Fichten und Seen - und nicht zuletzt an Abbas, dem in Norwegen aufgewachsenen Jungen afghanischer Herkunft aus der Nachbarschaft. Es ist ein Sommer der Entschleunigung und des in der Einöde neu erlernten Staunens, aber auch eine Initiationsgeschichte in dunklere Weltzusammenhänge.
Nach und nach werden allerdings Brüche in der ruralen Idylle gewahr. Gegenspielerin und rassistische Bösewichtin ist die Cafébesitzerin Dorrit. Bei einem Süßigkeitenkauf von Nora und Abbas verdächtigt sie nur Letzteren, nicht bezahlen zu wollen: Alltagsrassismus, Misstrauen, Generalverdacht und Ungleichbehandlung der Ethnien sind Themenfelder des Romans, und das dunkle, staubige Café und seine Chefin mit ihren "aus der Zeit gefallenen Witzen und Ansichten" sind eine gedanklich antiquierte Gegenwelt zur äußerlich dominierenden Sonnenlandschaft.
Zwischen Traum, Wachen und Erwachsenwerden, zwischen Knisterbrause und Liebeswehen fängt Akerlie einen Moment der Jugend ein. Dem als "einzigen langen, heißen Sommertag" empfundenen Urlaub und dem Unsterblichkeitsgefühl der jungen Protagonisten stehen abrupte Gewitterwolken und im Wandel der Natur Ahnungen von Vergänglichkeit und Tod gegenüber. Sie manifestieren sich im Problem des Sprechens über Krieg und Terror, in der Frage nach Aufarbeitung, Verdrängung und Schuld: Abbas' Vater Sayed flüchtete 2003 mit seiner Frau Soraya aus Afghanistan nach Norwegen, wo sie Abbas und einen zweiten Sohn bekamen. Die tragische Verbindung von Wendy mit Abbas' Familie führt als Erzählstrang in die unbekannte Heimat des Norwegerjungen Abbas: Laut der für ihn von Sayed und Wendy erdachten Version starb die Mutter in Afghanistan an Herzstillstand. Jedoch machte sich die Journalistin, die Soraya für eine Auslandsreportage über die Taliban als Dolmetscherin einspannte, wobei sie bei einem Bombenangriff auf einem Markt starb, am Tod mitschuldig.
Ein Merkmal Akerlies ist ihr beinahe körperliches Schreiben ("Das schlechte Gewissen flutet in kleinen Wellen meinen Brustkorb") als Stilmittel beim Evozieren der Wirren der Adoleszenz: "tausend Fragen, die durch mein Gehirn schwirren wie Zitteraale". Unter der hellen Oberfläche des Romans kreisen existenzielle Fragen wie Herkunft, Identität, Notlügen, Aufklärung und Kollateralschäden der Wahrheit, die nach einem Zerwürfnis der jungen Verliebten zur Katharsis führen.
Als die Ferienfreunde Nora und Abbas eine romantische, leer stehende Hütte Dorrits im Wald zum Quartier nehmen, begehen sie mit der Einnahme der "Burg des Feindes" einen folgenreichen Fauxpas. Raffiniert überblendet das Buch die Eroberung der Hütte mit dem Märchen "Goldlöckchen und die drei Bären". Für Nora ist die neue Umgebung ein Sommerabenteuer, aber für Abbas ist die Sache ernst. "Goldlöckchen ist ungestraft davongekommen", sagte Nora in Hinblick auf Abbas' Bedenken, die Hütte zu benutzen, woraufhin dieser repliziert: "Ich denke, dass es für Goldlöckchen einfacher ist als für mich."
Zuletzt werden Nora und Abbas doch noch erwischt: Als Dorrit die aufrichtige Entschuldigung von Abbas nicht annimmt, hält ihr zunächst Sayed eine ruhige Moralpredigt und dann Nora, die sich als "Mittäterin" ignoriert fühlt, eine antirassistische Wutrede.
Iben Akerlies mit leichter Hand schwere Themen angehender Roman ist eine Selbstermächtigung zum Aufbegehren gegen Alltagsrassismus in einer roher werdenden, intrigenreichen und kriegsversehrten Welt: Die Frage, ob Noras Verhalten mutig oder überfällig war, ist sekundär. STEFFEN GNAM
Iben Akerlie: "Der Sommer, in dem einfach alles passiert ist."
Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Oetinger Verlag, Hamburg 2024. 176 S., geb., 16,- Euro. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.