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»Durch das eiserne Gitter vor dem winzigen Fenster schimmerte bleich der Mondhimmel hinein. In der dämmrigen, heißen Zelle schwirren lautlos die Moskitos. Die Wanzen von Tiberias hingegen werden sogar in den Reiseführern erwähnt ... Doch alle Augenblicke sage ich mir: Ich bin in Tiberias! Diese Nacht war eine der glücklichsten in meinem ganzen Leben.« In den farbenprächtigen, poetischen Reisebildern des »Sonnentempel« beschwört Iwan Bunin die Magie der Orte und die Faszination des Unterwegsseins im Orient. Die sowohl sinnlichen als auch präzisen Beschreibungen sind verwoben mit Bildern aus der…mehr

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Produktbeschreibung
»Durch das eiserne Gitter vor dem winzigen Fenster schimmerte bleich der Mondhimmel hinein. In der dämmrigen, heißen Zelle schwirren lautlos die Moskitos. Die Wanzen von Tiberias hingegen werden sogar in den Reiseführern erwähnt ... Doch alle Augenblicke sage ich mir: Ich bin in Tiberias! Diese Nacht war eine der glücklichsten in meinem ganzen Leben.« In den farbenprächtigen, poetischen Reisebildern des »Sonnentempel« beschwört Iwan Bunin die Magie der Orte und die Faszination des Unterwegsseins im Orient. Die sowohl sinnlichen als auch präzisen Beschreibungen sind verwoben mit Bildern aus der mythischen und realen Vergangenheit, aus der Bibel, dem Koran und der Dichtung. Weitere Erzählungen aus den Jahren 1897-1924 zeigen Bunin auf einer Frachtschiffahrt durch den Suez-Kanal, in den Glarner Alpen, in Tempelanlagen auf Ceylon, bei den Opferaltären von Baalbek und in der ukrainischen Steppe. Es war für ihn eine der größten Entbehrungen, daß er, der die ganze Welt gesehen hatte, als Emigrant aufs Reisen verzichten musste.

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Autorenporträt
IWAN BUNIN, geboren am 22. Oktober 1870 in Woronesch, emigrierte 1920 nach Paris. 1933 erhielt er als erster russischer Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur. Er starb am 8. November 1953 im französischen Exil. Bislang erschienen: »Ein unbekannter Freund«. Deutsch von Swetlana Geier (2003) sowie »Verfluchte Tage« (2005), »Der Sonnentempel« (2008), »Am Ursprung der Tage« (2010), »Das Dorf / Suchodol« (2011), »Gespräch in der Nacht« (2013) und »Vera« (2014), alle sechs in der Übersetzung von Dorothea Trottenberg. DOROTHEA TROTTENBERG studierte Slavistik in Köln und Leningrad, arbeitet als Bibliothekarin und als freie Übersetzerin klassischer und zeitgenössischer russischer Literatur. Sie wurde u.a. mit dem Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis und 2012 mit dem Paul-Celan-Preis ausgezeichnet. THOMAS GROB ist Professor für Slavistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Basel. Zudem ist er publizistisch tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2009

Russische Provinz als Lebenselixier

Im Nachhinein scheint es wie eine Fügung, was mit Iwan Bunin geschehen ist: Als kleines Kind musste er, als sein Vater den Rest des Vermögens einer einst angesehenen Familie verschleudert hatte, aus der Stadt aufs Land in die tiefste russische Provinz ziehen. Doch das, was wie Verbannung wirkte, wurde für den in ärmlichen Verhältnissen Heranwachsenden zum Lebenselixier einer sich entwickelnden Dichter-Persönlichkeit, die ihre Krönung erfuhr, als Bunin 1933 als erster Russe den Literaturnobelpreis erhielt. Gewürdigt wurden damit vor allem seine hellsichtigen Beobachtungen einer Heimat in der wirren Umsturzepoche zwischen Zarenherrschaft und Revolution, die ihn selbst ins Exil nach Frankreich trieb. Doch dass nicht nur die großen Romane und Erzählungen Bunins einen hohen Rang haben - durchaus auf Augenhöhe mit Tolstoi und Tschechow -, sondern auch die Nebenwerke außerordentliche Bedeutung besitzen, zeigen die hier unter dem Titel "Sonnentempel" zusammengefassten und fast alle erstmals in der kongenialen Übersetzung durch Dorothea Trottenberg auf Deutsch vorliegenden "Literarischen Reisebilder" - Früchte einer Kindheit voller Träume vom Reisen und einer unstillbaren Sehnsucht, der Enge des Elternhauses und der Grabesstille der russischen Weite zu entkommen. Gerade achtzehn Jahre alt, ist Bunin zum ersten Mal unterwegs, und von nun an wird er zu einem leidenschaftlichen Betrachter der Fremde, im engeren Umkreis zunächst, dann in ganz Europa, später auf Ceylon und im Nahen Osten - mit einem hellsichtigen Blick und einer ungewöhnlichen Sensibilität. Bunin selbst nannte diese Momentaufnahmen "Reisepoeme" und charakterisiert damit treffend einen speziellen Typus der Reportage, die das Faktische mit tiefen Empfindungen umkleidet. "Gegen Mitternacht stieg über der dunkellila Fläche des Meeres ein orangefarbener, trüber Halbmond auf. Safrangelbes Licht am Horizont säend, hing er schrägt über der auf uns zulaufenden, wogenden Dünung und brachte warmen, warmen Wind . . .". Wer mit solcher Kraft beschreiben kann, schafft Bilder für die Ewigkeit, und tatsächlich sind diese Erzählungen zwar Zeitzeugnisse, aber zugleich auf faszinierende Weise zeitlos durch die Intensität der Betrachtung und durch die Schönheit der Sprache - beide solche Verführer, dass man dieses Buch nicht eher aus der Hand legen mag, bis es ausgelesen ist.

tg

"Der Sonnentempel - Literarische Reisebilder" von Iwan Bunin. Dörlemann Verlag, Zürich 2008. 416 Seiten, gebunden, 24,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als wahren Reisenden feiert Cord Aschenbrenner Iwan Bunin, der 1933 als erster russischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis bekam, wie der Rezensent ins Gedächtnis ruft. Hingerissen ist er nicht nur von der beachtlichen Aufmerksamkeit, mit der der aus verarmtem Adel stammende Bunin vor dem Ersten Weltkrieg die Eindrücke von seinen Reisen in den Nahen Osten bis nach Ceylon festhielt. Besonders bemerkenswert findet Aschenbrenner die vorurteilsfreie Offenheit, mit der sich Bunin allem Fremden näherte - damit unterschied er sich deutlich von seinen Zeitgenossen. Und bezaubert ist er schließlich von der "erlesenen Eleganz", die den Reisebeschreibungen zu eigen ist, die zudem noch in einer "schönen" Übersetzung von Dorothea Trottenberg vorliegen, wie Aschenbrenner begeistert notiert.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der Zürcher Dörlemann Verlag startete 2003 das zehnbändige Projekt 'Iwan Bunin: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben', herausgegeben von Thomas Grob. ... Besäße ich tausend Daumen, würde ich sie alle drücken: Ohne Bunin als Bindeglied zwischen der klassischen russischen Literatur und der Moderne kann man letztere - Andrej Belyj und Fjodor Sologub, Leonid Dobytschin und Konstantin Waginow - nicht verstehen und lieben: Bunin weist den Weg ins russische 20. Jahrhundert.« Oleg Jurjew / Tagesspiegel

»Wer mit solcher Kraft beschreiben kann, schafft Bilder für die Ewigkeit ...« FAZ Reiseblatt

»Es gibt kaum eine Prosa von vergleichbarer Intensität und Sinnlichkeit der Geräusche, Gerüche und Farben. In Bunins literarischen Reisebildern - sorgfältig übersetzt, ediert und kenntnisreich kommentiert - entstehen sehr emotionale, kultur- und geschichtsgesättigte Eindrücke von Orten und Landschaften, in denen er immer auch die Spuren der Vergangenheit erkennt, die für ihn 'das Geheimnis des Lebens' birgt. Deshalb sind dies nicht einfach wunderbar genau beobachtete Skizzen exotischen Lebens, sondern auch Schlüsseltexte für Bunins Weltsicht. Bunins Reisebilder machen neugierig auf sein vielfältiges literarisches Werk. Da gibt es noch sehr viel zu entdecken!« Karla Hielscher / Deutschlandfunk

»Es ist der Eindruck, dass hier jemand alles in der Welt zum ersten und zum letzten Mal erblickt, der diesen Stücken einen unvergänglichen Zauber verleiht.« Ulrich Baron / Spiegel online

»Zusammen mit seiner Frau Vera Muromzewa bereiste Iwan Bunin die Türkei, Ägypten, den Nahen Osten, Indien und Ceylon. Nichts erscheint ihm zu gefährlich, nichts zu strapaziös - so neugierig und erlebnishungrig zieht nur durch die Welt, wer die Ferne und das Unterwegssein wirklich liebt - und wer es braucht. Seine Freude über die Schönheit der Welt und tiefe Dankbarkeit dafür leuchtet aus all den hier versammelten Reisebildern, von denen einige nicht anders als Gebetezu verstehen sind.« Brigitte van Kann / WDR3

»Bunins literarische Reisebilder sind von ansteckender Daseinslust, eine uns heute unbekannte Herrlichkeit und Freiheit sprechen aus ihnen, eine sinnliche Unmittelbarkeit und beseligende Nähe zu den Dingen.« Christine Hamel / Bayern 2
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