Der Mensch in seinen Grenzen und Möglichkeiten ist ein zentrales Thema in den Schriften Heinrich von Kleists. Es ist immer wieder die Spannung zwischen Individuum und Norm, die bei Kleist im Mittelpunkt steht. Dieses Buch verfolgt die These, dass die abendländische Konzeption von Souveränität ein möglicher Schlüssel für die dichterische Anthropologie Kleists ist. Kleist wendet die traditionelle Idee von Souveränität und entwickelt ein alternatives Menschenbild: Gerade über die eigenen Mängel, über seine Nicht-Souveränität erfährt der Mensch sich bei ihm als Eigenes jenseits der Norm. Die besondere Qualität des Menschen liegt für Kleist im Potenzial, aus den eigenen Neigungen, Trieben und Stimmungen schöpfen zu können. Dieser Individualismus verankert die Macht zur Veränderung wieder im Menschen. Mit einem Seitenblick auf zeitgenössische Souveränitätsmodelle wird dieser neue Zugang zu Kleists Werk an Fallbeispielen exemplarisch und in seiner Aktualität aufgezeigt.