Wer war Wilhelm Kahl und was wollte er als Strafrechtler und Strafrechtsreformer? Die vorliegende rechtswissenschaftliche Arbeit gibt hierauf Antworten. Dabei wird zugleich ein Bild der Strafrechtsreformbewegung in Deutschland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gezeichnet. Kahl hat diese nicht nur als Strafrechtswissenschaftler, sondern - besonders in den letzten Jahren der Weimarer Republik - auch als Parlamentarier und Vorsitzender der Strafrechtsausschüsse des Reichstags wesentlich mitgestaltet. Heute ist Kahl v. a. als Politiker und Kirchenrechtler bekannt. Seine strafwissenschaftlichen Leistungen rückten in den Hintergrund. Das machte es notwendig, eine Fülle von Werken Kahls wie beispielsweise wissenschaftliche Gutachten, Aufsätze, Reden oder Berichte zu suchen, zu ordnen und auszuwerten. Es zeigt sich, dass es Kahl nicht gerecht wird, seinen Verdienst auf seine Verständigung mit seinem berühmten Kollegen Franz v. Liszt im sog. strafrechtlichen Schulenstreit zu reduzieren. Instruktiv sind nicht nur seine Ausführungen zu den Verbindungslinien zwischen Religion und Strafrecht sowie seine Ansichten etwa zur Todesstrafe und zur ärztlichen Unterbrechung der Schwangerschaft. Auch seine Erklärungen zu der schon damals diskutierten Sicherungsverwahrung geben Einblicke in ein auch heute aktuelles Thema.
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