Als großer Fan vom 'alten Hollywood' musste ich dieses Werk, Band 12 der Buchreihe 'Bedeutende Frauen, die die Welt verändern', natürlich lesen - zumal die Autorin mich bereits in der Vergangenheit mit ihrem historischen Roman »Fräulein Mozart und der Klang der Liebe« begeistert hatte.
Beim Namen
Katharine Hepburn kommt mir immer als Erstes die 1938er Screwball-Komödie »Bringing up Baby«…mehrAls großer Fan vom 'alten Hollywood' musste ich dieses Werk, Band 12 der Buchreihe 'Bedeutende Frauen, die die Welt verändern', natürlich lesen - zumal die Autorin mich bereits in der Vergangenheit mit ihrem historischen Roman »Fräulein Mozart und der Klang der Liebe« begeistert hatte.
Beim Namen Katharine Hepburn kommt mir immer als Erstes die 1938er Screwball-Komödie »Bringing up Baby« (»Leoparden küßt man nicht«) in den Sinn, die ich mittlerweile schon mehrere Male angesehen habe. Nicht einmal der charmante Cary Grant, den Hepburn in ihrer Rolle als temperamentvolle Millionenerbin Susan in den Wahnsinn treibt, hatte damals verhindern können, dass dieser amüsante Klassiker zunächst gewaltig floppte und fortan als finanzieller Misserfolg galt. An Katharines Leistung lag es gewiss nicht, sie brilliert mit ihrer selbstbewussten Präsenz wie eh und je.
Dank des vorliegenden Werkes durfte ich nun mehr über die erfolgreiche Darstellerin erfahren - über ihre Jugend, die spezielle Dynamik in ihrer diskussionsfreudigen Familie, ihre ersten Erfolge am Theater, ihre Rückschläge, ihren Wechsel zum Film und ihr Liebesleben. Immer an ihrer Seite: ihre loyale Studienfreundin Alice.
Die Tatsache, dass Katharine die aufrichtige Liebe ihres treuen Mannes Luddy nie erwidern kann - eine innige Freundschaft ist das Maximum -, jedoch sein Verständnis (für ihre Karrierepläne; für ihre Weigerung, Kinder zu haben; für ihre Affären) und seine unermüdliche Unterstützung (einschließlich finanzieller Art) als selbstverständlich betrachtet, stieß mir etwas sauer auf. (Nicht im Sinne von 'Kritik am Buch', sondern: 'enttäuschend in Bezug auf die reale Person'.) Schade, dass Katharine diesen durch und durch wunderbaren, sanftmütigen, vernünftigen Mann nur aufgrund ihres Sicherheitsbedürfnisses geheiratet hat - in meinen Augen hat sie ihm mit ihrem egoistischen Verhalten die Chance auf eine wahrlich erfüllende Beziehung geraubt. Zwar versöhnte mich eine im Nachwort erwähnte Information, dennoch blieb ein schaler Beigeschmack bestehen.
Umso schlimmer fand ich, dass sie stattdessen Spencer Tracy, mit dem sie eine geheime Beziehung führte, hinterherhechelte - einem furchtbaren Mann, der sie nur ausnutzte und als seelischen Mülleimer, nette Abwechslung im Bett sowie als persönlichen Motivations-Coach betrachtete. Höchst bedauerlich … - und ziemlich dämlich. Da hätte ich der andererseits so intelligenten, gewitzten, schlagfertigen, ehrgeizigen Frau mehr Selbstachtung und logisches Denkvermögen zugetraut. Sie "kümmerte sich aufopfernd um den alkoholkranken Schauspieler und vernachlässigte viele Jahre lang ihre eigene Filmkarriere zu seinen Gunsten"; akzeptierte, dass er sich niemals von seiner Frau scheiden lassen wollte (und obendrein noch zig andere Affären parallel am Start hatte) und "ertrug Kränkungen und Zurückweisungen". Ich würde ja sagen 'Liebe macht dumm', für mich sah es allerdings eher so aus, als hätte Katharine schlichtweg nicht erkannt, was (zwischenmenschliche, romantische) Liebe überhaupt bedeutet; die wahre Liebe ihres Lebens war eben einzig die Schauspielerei.
Katharines Perspektive wird in der dritten Person erzählt. Der Autorin gelingt es mühelos, das einzigartige Flair der Zeit einzufangen, wobei die Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln recht groß sind, manchmal vergehen Monate, manchmal ganze Jahre (in Form von Erinnerungen). Ich hatte durchaus das Gefühl, einen authentischen, greifbaren Eindruck von Katharines Wesen zu erhaschen, bin aber überzeugt davon, dass - z.B. mit Fokus auf nur einen Lebensabschnitt, gerne in Kombination mit einer (einzigen, längeren) Rückblende - da sicher noch mehr drin gewesen wäre. Auch die eingestreuten Briefe von "Jimmy" hätten nicht zwingend sein müssen, passten für mich irgendwie nicht zum Stil der Geschichte. Abgesehen davon gefiel mir der Schreibstil der Autorin erneut sehr gut.
"So sollte das Leben sich anfühlen: intensiv und wahrhaftig, ungestüm und unverfälscht, voller Risiko, aber echt."
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Ein interessantes, mit Fiktion angereichertes Hepburn-Portrait, das mir trotzdem viele neue, reale Fakten über die vierfache Oscarpreisträgerin vermittelt hat. Klare Leseempfehlung für Fans der (übrigens NICHT mit Audrey Hepburn verwandten) Schauspielerin.