Gleich vorab: Wer den wirklich gelungenen ersten Band um das Archiv von Tante Frances nicht gelesen hat, wird es schwer haben mit dem Nachfolgeband. Vieles wird vorausgesetzt, insbesondere die familiären Zusammenhänge und sonstigen Beziehungen zwischen den Figuren, so dass man sich – selbst mit
Kenntnis des Vorgängerbands – immer wieder kaum zurechtfindet.
Davon abgesehen ist der neue Roman der…mehrGleich vorab: Wer den wirklich gelungenen ersten Band um das Archiv von Tante Frances nicht gelesen hat, wird es schwer haben mit dem Nachfolgeband. Vieles wird vorausgesetzt, insbesondere die familiären Zusammenhänge und sonstigen Beziehungen zwischen den Figuren, so dass man sich – selbst mit Kenntnis des Vorgängerbands – immer wieder kaum zurechtfindet.
Davon abgesehen ist der neue Roman der Bestsellerautorin aus England ein sehr verwickelter Krimi, in dem es sowohl um einen aktuellen wie auch um einen viele Jahrzehnte zurückliegenden Mordfall geht. Und selbstverständlich ist Ich-Erzählerin Annie, die von oben erwähnter Tante Frances das Vermögen sowie Haus und weitläufigen Grundbesitz geerbt hat, wieder mittendrin in den Verwicklungen.
Aktuelles Mordopfer ist Peony Lane, die eigentlich ganz anders heißt und außerdem Wahrsagerin ist. Kurz vor ihrem Tod hat sie Annie noch eine mysteriöse Botschaft mitgeteilt, die sich auf einen vor vielen Jahren geschehenen Unfall bezog. Dabei soll es sich um Mord gehandelt haben. Dann wird Peony aber in Annies Haus ermordet aufgefunden und so gerät Annie auch selbst unter Verdacht. Wie praktisch, dass sie sich so gut mit dem ermittelnden Kommissar versteht, der ihr selbstverständlich ihre Unschuld glaubt.
Es stellt sich heraus, dass wiederum die nötigen Hinweise für den früheren wie auch den aktuellen Mord in dem Archiv von Tante Frances befinden. Sie hatte nicht nur akribisch Tagebuch geführt, das Annie nun unbedingt lesen will, sondern auch über alle Bewohner des Ortes alle verfügbaren Informationen gesammelt.
Während Annie, unterstützt von ihrer Freundin Jenny, ihre Nachforschungen vorantreibt, kann man in zwischengeschobenen Kapiteln in Frances' Tagebuch aus den 60er Jahren lesen, was sich damals zutrug, was zu den dramatischen Ereignissen führte und warum seinerzeit niemand in den Todesfällen ermittelte.
All das ist hinreichend spannend, wenn man beim Lesen auch, durch viele unnötige Wendungen, falsche Fährten, zusätzliche Verwicklungen und merkwürdiges Verhalten der Verdächtigen, ziemlich verwirrt ist und es dadurch fast nicht möglich ist, selbst die Lösung zu finden. Diese ist dann am Ende recht überraschend und auch nur durch noch mehr eher dubiose Windungen erklärlich.
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman voller sympathischer Figuren, mit leisem Humor, ein bisschen Ironie, viel typisch englischem Kleinstadtflair. Doch es stellt sich die Frage, ob es nun noch weiterer Fortsetzungen bedarf, ob die Geschichte um das Archiv der Tante nicht nun auserzählt ist. Die Protagonistin Annie möchte ich aber durchaus gerne einmal wiedertreffen.
Kristen Perrin - Das Mörderarchiv: Der Tod, der am Dienstag kommt
aus dem Englischen von Susann Rehlein
Rowohlt, Januar 2025
Taschenbuch, 351 Seiten, 18,00 €