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Nach "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" erzählt Ottessa Moshfegh in ihrem neuen Roman "Der Tod in Ihren Händen" eine Kriminalgeschichte der anderen Art: spannend, beängstigend, bewegend. Bei Sonnenaufgang läuft Vesta mit ihrem Hund eine Runde durch den Wald - die tägliche Routine einer einsamen alten Frau -, als sie einen Zettel findet: "Ihr Name war Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie getötet hat. Hier ist ihre Leiche." Obwohl von der jede Spur fehlt, lässt Vesta der Gedanke an einen Mord nicht mehr los. Wer war Magda? Und wer könnte ihr Mörder sein? Die Aufklärung dieser Fragen wird…mehr

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Produktbeschreibung
Nach "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" erzählt Ottessa Moshfegh in ihrem neuen Roman "Der Tod in Ihren Händen" eine Kriminalgeschichte der anderen Art: spannend, beängstigend, bewegend. Bei Sonnenaufgang läuft Vesta mit ihrem Hund eine Runde durch den Wald - die tägliche Routine einer einsamen alten Frau -, als sie einen Zettel findet: "Ihr Name war Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie getötet hat. Hier ist ihre Leiche." Obwohl von der jede Spur fehlt, lässt Vesta der Gedanke an einen Mord nicht mehr los. Wer war Magda? Und wer könnte ihr Mörder sein? Die Aufklärung dieser Fragen wird zu Vestas Mission. Doch je tiefer sie sich in den Fall verstrickt, desto deutlicher treten ihre eigenen Abgründe hervor. Ottessa Moshfegh, eine der aufregendsten Autorinnen unsrer Zeit, schreibt in ihrem neuen Roman über Einsamkeit - und darüber, wie einfach es ist, nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst zu belügen.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, L ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Ottessa Moshfegh wurde in Boston geboren und ist kroatisch-persischer Abstammung. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem PEN/Hemingway Award. Zuletzt erschien von ihr der Roman Der Tod in ihren Händen (2021). Ottessa Moshfegh lebt im Süden Kaliforniens. Lapvona ist ihr zweiter Roman bei Hanser Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2021

Talfahrt mit einem toten Tyrannen
Ottessa Moshfeghs "Der Tod in ihren Händen"

Ottessa Moshfeghs schriftstellerische Liebe gilt Figuren am ausgefransten Gesellschaftsrand, Taumelnden, manchmal auch Perversen auf abschüssigem Gelände, die den Exzess suchen, jederzeit gefährdet, total zu versacken: im eigenen Elend, im Drogenrausch, verschluckt von Langweile, Lethargie, Aussichtslosigkeit. Dennoch haben die Figuren der in Los Angeles lebenden Moshfegh ein erstaunliches Durchhaltevermögen. Sie sind ungemein zäh. Das trifft auf Eileen, die Protagonistin des gleichnamigen Romans, die mit ihrem alkoholkranken Vater in einem trostlosen Kaff zusammenlebt, in einer Haftanstalt für Jugendliche arbeitet und an ihren Fingern riecht, nachdem sie sich in den Schritt gefasst hat, genauso zu wie auf die schräge Ich-Erzählerin aus "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" - ein junges It-Girl, das sich mit Tabletten abschießt, um im Dauerschlaf Erlösung zu finden. Anders formuliert: Vom Schicksal niederdrücken lassen sich Ottessa Moshfeghs Figuren nicht. Sie kämpfen. Und werden dabei manchmal verrückt.

Vesta Gul, die Protagonistin in Moshfeghs neuem Roman, passt perfekt in diese Reihe abgründiger Gestalten. Sie ist 72 Jahre alt, Witwe, Hundebesitzerin und lebt abgeschieden in einer alten Hütte am Waldesrand. Nach dem Tod ihres Mannes, eines Epistemologen, der an der Universität lehrte und Studentinnen umgarnte, hat sich die unzuverlässige Ich-Erzählerin an diesen einsamen Ort zurückgezogen. Bei einem Morgenspaziergang mit ihrem Hund Charlie findet sie einen Zettel, auf dem steht: "Sie hieß Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie ermordet hat. Ich war es nicht. Hier ist ihre Leiche."

Doch von einer Leiche gibt es nicht die geringste Spur, keine Blutflecken, keine Haarbüschel, kein einzelner Turnschuh, nichts weist auf ein Verbrechen hin, es existiert nur dieser Zettel. Ist er ein Scherz? Ein Hilferuf? Gar eine Warnung? Lauert ein hungriger Zombie im Wald, der es auf sie abgesehen hat?

Vesta jedenfalls steckt den Zettel ein und öffnet sämtliche Türen ihres Phantasiereiches, um dem Geschriebenen einen Sinn abzugewinnen. Sie malt sich Magda in allen Einzelheiten aus, versieht sie mit schwarzem seidigen Haar, dichtet ihr einen Job bei McDonald's an und lässt sie in einem Kellerloch hausen. Ein mysteriöses Wesen, das vom Alter her ihre Tochter sein könnte, eine Freundin, eine Vertraute.

Die vermeintliche Annäherung an die Wahrheit entpuppt sich rasch als ein Abdriften in den Wahnsinn, der Vesta, diese patente alte Frau, die ihr Leben nur scheinbar im Griff hat, der Wirklichkeit entreißt. "Da haben wir ganz schön was erlebt heute Morgen, stimmt's?", sagt sie zu ihrem Hund Charlie und fügt hinzu: "Eine kleine Schauergeschichte. Das bringt den Kreislauf in Schwung, was, mein Schatz?" Doch wenig später ist jede Vernunft vergessen, und Vesta sitzt elektrisiert in der Bibliothek von Bethsmane, bestellt einen Tarnanzug und googelt den Namen Magda. "Die letzte verstorbene Magda, die ich finden konnte, war Magda Goebbels."

Dramaturgisch ist das heikel. Der Leser weiß früh, dass das Opfer in dieser Geschichte nicht Magda heißt, sondern Vesta, die zur Marionette ihrer immer bizarreren Hirngespinste wird, eine verrückte Alte, die in jeder Kleinigkeit einen Hinweis zu entdecken glaubt. Dass dies der Spannung keinen großen Abbruch tut, liegt an der gekonnten Figurenzeichnung. Magdas psychische Talfahrt zu verfolgen ist ein bisschen so, als sähe man einem Auto auf eine Klippe zurasen. Obwohl man das Ende kennt, blickt man gebannt hin. Nach und nach verändert sich zudem Vestas Blick auf die Vergangenheit. Erscheint ihr verstorbener Mann Walter anfangs durchaus liebevoll, verwandelt er sich im Verlauf des Buchs in einen Widerling, nimmt immer stärker die Züge eines Tyrannen an, der Vesta kleinhielt. Die sich ins schier Unermessliche steigernde Wut auf Walter mündet schließlich in blanken Hass, und Vesta überlegt, die Asche des Gatten einfach im Dreck zu vergraben.

Ottessa Moshfegh hat in ihrem Schreiben schon öfter eine Lust am Ekelhaften gezeigt, in "Eileen" und besonders auch imKurzgeschichtenband "Heimweh nach einer anderen Welt", wo Küsse nach Kot schmecken, Eichhörnchen in Pools verwesen und ständig irgendjemand Pickel ausdrückt. Im Vergleich dazu weidet "Der Tod in ihren Händen" sich erstaunlich selten am Ekelhaften. Einmal darf Charlie furzen, ein anderes Mal stellt sich Vesta vor, wie Magda einen senilen Alten pflegt und ihn anschreit: "Jetzt hast du dich wieder vollgepinkelt. Du stinkst nach Kacke." Vestas blühende Phantasie dient ihr auch dazu, sich von den Erinnerungen an ihren herrischen Mann zu befreien und die Vergangenheit abzuschütteln. Den Preis, den diese Verwandlung kostet, ist sie bereit zu zahlen.

MELANIE MÜHL

Ottessa Moshfegh: "Der Tod in ihren Händen". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Anke Caroline Burger. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2021. 256 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Für die Rezensentin Angela Schader ist Ottessa Moshfegh eine"Expertin" für Figuren, die mit psychischen Problemen kämpfen - und mit diesem Roman ganz auf der Höhe ihrer Kunst. Erzählt wird die Geschichte von Vesta, die, inzwischen Witwe, beim Waldspaziergang einen Zettel mit einem Hinweis auf eine Leiche namens Magda findet und davon ausgehend in einen Strudel der Verdächtigungen, Projektionen und Hinterfragungen des eigenen Lebens gerät. Die Kritikerin liest hier von Affären und Demütigungen, die nach und nach ans Licht kommen, von Einsamkeit und Verunsicherung. Der Roman ist kein "Whodunnit", dafür eine brillante "Studie" über Wahn und ein verpasstes Leben, schließt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ottessa Moshfegh ist verdammt noch mal genial.« Florentin Schumacher, F.A.S.