Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft, Note: 1,0, Universität Erfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Totemismus-Begriff wurde mehr als ein Jahrhundert in seiner Bedeutung definiert, ohne wissenschaftlichen Objektivitätsanspruch verwendet und stets evolutionistischen Religionstheorien als ursprünglichste Religionsform primitiver Gesellschaften zugrunde gelegt. Moderne Forschungsansätze, vor allem ab dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, überarbeiteten bekannte Totemismus–Konzepte und eröffneten einen Diskurs vorrangig unter der Maxime einer historisch fortlaufenden Konstanz dieser Begrifflichkeit.[1] Claude Lévi-Strauss, einer der bedeutendsten Ethnologen und Anthropologen der Moderne, erörterte in seinem Werk „Das Ende des Totemismus“ (Paris 1962) grundlegende Kritikpunkte am Terminus Totemismus sowie dessen Konstruktion und historischer Bildung. In dieser Arbeit wird die historische Diskontinuität der Begriffsbildung und die Konstruktion des Totemismus-Begriffes auf Grundlage des von Lévi-Strauss veröffentlichten Werkes untersucht. Im ersten Teil der Untersuchung soll eine Betrachtung vom Verhältnis des Anthropologen zu dem evolutionistisch geprägten Begriff der Religionswissenschaft des 18. - 20. Jahrhunderts im Fokus stehen. Im anschließenden Themenkomplex wird vordergründig die Methodik zur Erschließung seines Grundverständnisses zum Totemismus-Begriff beleuchtet. Schließlich soll die Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse aufgegriffen werden, da stets eine historisch diskursive Verbindung zwischen gesellschaftlichen Klassifikationen sowie Regeln und dem Totemismus gezogen wurde. Aufgrund des inhaltlich begrenzten Rahmens dieser Arbeit werden freilich spezielle Aspekte beleuchtet, die Lévi-Strauss` Grundverständnis der Thematik aufzeigen. Bei grundlegender Vorbetrachtung des Totemismus-Begriffes wird erkenntlich, dass dieser Begrifflichkeit vor allem in Zeiten der europäischen Überseekolonisation als Form einer vermeintlichen ursprünglichsten Religionsform Geltung zugesprochen wurde.[2] Dabei unterliegt die Grundbedeutung des Terminus verschiedenen historisch und durch Theorien geprägten Definitionen, welche im zusammenfassenden Verständnis eine religiöse Identifikation von Menschen mit Tieren/Pflanzen beinhalten. Auf eine konkretere oder gar festsetzende Definition soll bewusst verzichtet werden, da in Anbetrachtder modernen Religionswissenschaft, nicht zuletzt durch Lévi-Strauss` Ausführungen, der Totemismus-Begriff nahezu obsolet ist. [1] Zusammenfassend dargestellt: vgl. KREINATH 2008, Sp. 489 – 491. [2] Vgl. BRUNOTTE 2009, S. 355.