August 1916, die Todeszelle eines Londoner Gefängnisses. Roger Casement erinnert sich an seine Jahre im belgischen Kongo, wo er für die britische Regierung einen Bericht über die kolonialen Grausamkeiten verfasst. Er denkt zurück an seine Kindheit in Irland und seine zwiespältige Herkunft aus einer katholisch-protestantischen Familie. An das Jahr 1910, als er die Gräuel einer mit britischem Kapital im Amazonasgebiet tätigen Firma aufdeckt. Und an seine eigentliche Mission, die Berlinreise, wo er Unterstützung für die irische Unabhängigkeitsbewegung sucht. Doch in den Wirren des Ersten Weltkrieges gerät er zwischen alle Fronten. Und wird von denen verraten, die er zu lieben glaubt … Mario Vargas Llosa zeichnet eindrucksvoll das Leben, die inneren und äußeren Kämpfe des abenteuerlichen Idealisten Roger Casement aus Irland nach, den Traum eines Kelten von einer freien, befriedeten Welt.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.11.2012NEUE TASCHENBÜCHER
Kolonialismus
und Keuschheit
Der Kongo hat ihn entjungfert, Sir Roger Casement, den Iren in britischen Diensten, als Konsul erst, dann als Sonderbeauftragten, um die Brutalitäten aufzudecken, die die belgische Kolonialverwaltung im Kongo bei der Kautschukgewinnung ausübte. Im „Heart of Darkness“ dort hat er erfahren, wozu der Mensch fähig ist, was an Bösem und Ausbeuterischem zum modernen Leben gehört. Später wurde er nach Peru entsandt, dort wurden die Indios ebenso brutal malträtiert. Der Peruaner Mario Vargas Llosa erzählt Rogers Geschichte in der Rückschau, von seinen letzten Tagen her, August 1916, im Gefängnis, wegen Hochverrats verurteilt, kurz vor der Hinrichtung – seine Reisen nach Afrika und Südamerika hatten ihm den Blick geschärft für das koloniale Unrecht im Herzen Europas, die Unterdrückung Irlands durch die Briten. Es ist ein Traumbuch, schön traditionell erzählt, mit moralischer Leidenschaft, und mit den Ekstasen des Märtyrertums – der Osteraufstand 1916, für den Casement deutsche Unterstützung auszuhandeln versuchte – und der Körper, der Männerkörper, auf die der keusche Traum des Kelten in fernen Ländern fixiert war. FRITZ GÖTTLER
Mario Vargas Llosa: Der Traum des Kelten. Aus dem Spanischen von Angelica Ammar. Suhrkamp Taschenbuch 4380. Frankfurt/M. 2012. 447 Seiten, 9,99 Euro.
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Kolonialismus
und Keuschheit
Der Kongo hat ihn entjungfert, Sir Roger Casement, den Iren in britischen Diensten, als Konsul erst, dann als Sonderbeauftragten, um die Brutalitäten aufzudecken, die die belgische Kolonialverwaltung im Kongo bei der Kautschukgewinnung ausübte. Im „Heart of Darkness“ dort hat er erfahren, wozu der Mensch fähig ist, was an Bösem und Ausbeuterischem zum modernen Leben gehört. Später wurde er nach Peru entsandt, dort wurden die Indios ebenso brutal malträtiert. Der Peruaner Mario Vargas Llosa erzählt Rogers Geschichte in der Rückschau, von seinen letzten Tagen her, August 1916, im Gefängnis, wegen Hochverrats verurteilt, kurz vor der Hinrichtung – seine Reisen nach Afrika und Südamerika hatten ihm den Blick geschärft für das koloniale Unrecht im Herzen Europas, die Unterdrückung Irlands durch die Briten. Es ist ein Traumbuch, schön traditionell erzählt, mit moralischer Leidenschaft, und mit den Ekstasen des Märtyrertums – der Osteraufstand 1916, für den Casement deutsche Unterstützung auszuhandeln versuchte – und der Körper, der Männerkörper, auf die der keusche Traum des Kelten in fernen Ländern fixiert war. FRITZ GÖTTLER
Mario Vargas Llosa: Der Traum des Kelten. Aus dem Spanischen von Angelica Ammar. Suhrkamp Taschenbuch 4380. Frankfurt/M. 2012. 447 Seiten, 9,99 Euro.
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»Mario Vargas Llosa hat ... einen eindrucksvollen historischen Roman in der Tradition des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben.« Hans Ulrich Gumbrecht Frankfurter Allgemeine Zeitung 20111008
»Wie nur wenige schafft es der Altmeister Vargas Llosa, ein Maximum an filmisch präziser Beschreibung historischer Information, impliziter Reflexion und emotionaler Intensität in einen Roman zu packen.«