Die Bestimmung des Traumes zog spezifische Einsichten über die Seelenkräfte und den leibseelischen Zusammenhang, d.h. gewisse Vorstellungen von der persönlichen Identität und von der Realität nach sich. Am Beispiel des Traumes lässt sich demnach hinterfragen, wie sich kulturelle und wissenschaftliche Grundzüge mit Identitätsfragen verknüpfen konnten. Dieses Buch ergänzt daher die Ansätze der historischen Anthropologie durch eine wissenschaftsgeschichtliche Perspektive.
Es zeigt, dass hinter der ,wissenschaftlichen Revolution' jene wechselnden Vorstellungen der Einbildungskraft und der geistigen Substanzen lag. Fast scheint es, als habe sie einerseits zu einer Abkehr von jeglichem ontologischen Gesichtspunkt und zu einer neuen Methode zur Erforschung der Seele -Beobachtung, Experiment - angeregt, oder beim Hinterfragen von Naturgesetzen und Materie zunehmende Unsicherheiten hinsichtlich der geistigen Natur des Menschen und eine wachsende Sensibilität für die sogenannte Schwärmerei ausgelöst. Dabei spielte der Traum als Indikator solcher Veränderungen eine Schlüsselrolle.
Im Laufe der frühen Neuzeit wurde der Traum gewissermaßen psychologisiert. Die theoretische Diskussion über die passende Methode der Traumanalyse geschah jedoch vor der praktischen.
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"Die abendländische Wissenschaftsgeschichte des Traumes vom 16. bis Mitte 18. Jh., ein Desiderat der Frühneuzeitforschung, wird durch vorl. Monographie [...] chronologisch und thematisch erschlossen. [...] Ihr Gegenstand sind Traumberichte (echte und fingierte, nicht literarisierte), Schriften, Bilder über den Traum, wie sie in der Humanistenrezeption, unter ausländischen Einflüssen, in religiösen Ansätzen und in universitären Disziplinen greifbar sind."
Klaus Manger in: Germanistik Redaktion 2011, Band 52, Heft 1-2
Klaus Manger in: Germanistik Redaktion 2011, Band 52, Heft 1-2