Der gefeierte Maler Juan Pablo Castel ist ein Mörder. Im Gefängnis legt er schonungslos dar, wie ihm seine Leidenschaft für die mit einem Blinden verheiratete María zum Verhängnis wurde. "Der Tunnel" ist "der" existentialistische Roman nicht nur der argentinischen, sondern der gesamten lateinamerikanischen Literatur – Vergleiche mit den großen Werken eines Jean-Paul Sartre, Albert Camus oder auch Max Frisch sind durchaus angebracht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.04.2017NEUE TASCHENBÜCHER
Zwischen mir
und dem Meer
Eine unerhörte Geschichte. Ein Mord, vom Mörder selbst erzählt. Mit bezwingender Logik. Eine Liebesgeschichte. Ein Mann und eine Frau. Ein Maler und ein Bild. Ein winziges Fenster am äußersten Rand des Bildes. Durch das Fenster die Rückenansicht einer Frau. Sie blickt hinaus aufs offene Meer. Niemand beachtet dieses Detail. Blind dafür ist auch die Kunstkritik. Der Maler bleibt allein mit seinem Bild. Eine Frau heftet den Blick auf das Detail. Ihr Blick bleibt haften. Die Frau ist im Bild. Der Maler ist nicht mehr allein. Die Straßen und Plätze von Buenos Aires schauen zu. Der Mann will sein Leben mit der Frau teilen. Die Frau führt mehrere Leben. Der Maler zerstört das Bild. Der Mann tötet die Frau. Der Mann ist im Tunnel. Der Tunnel sind wir. – Diese Erzählung war der erste dreier Paukenschläge, mit denen sich der argentinische Atomphysiker Ernesto Sabato (1911-2011) in die Weltliteratur katapultierte. Victoria Ocampo und Albert Camus hatten Sabato beim Berufswechsel geholfen und die Veröffentlichung besorgt. Seite an Seite steht diese Erzählung neben Albert Camus’ „Der Fremde“.
VOLKER BREIDECKER
Ernesto Sabato: Der Tunnel. Aus dem Spanischen von Helga Castellanos. Wagenbach Verlag, Berlin 2017. 154 Seiten, 10,90 Euro.
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Zwischen mir
und dem Meer
Eine unerhörte Geschichte. Ein Mord, vom Mörder selbst erzählt. Mit bezwingender Logik. Eine Liebesgeschichte. Ein Mann und eine Frau. Ein Maler und ein Bild. Ein winziges Fenster am äußersten Rand des Bildes. Durch das Fenster die Rückenansicht einer Frau. Sie blickt hinaus aufs offene Meer. Niemand beachtet dieses Detail. Blind dafür ist auch die Kunstkritik. Der Maler bleibt allein mit seinem Bild. Eine Frau heftet den Blick auf das Detail. Ihr Blick bleibt haften. Die Frau ist im Bild. Der Maler ist nicht mehr allein. Die Straßen und Plätze von Buenos Aires schauen zu. Der Mann will sein Leben mit der Frau teilen. Die Frau führt mehrere Leben. Der Maler zerstört das Bild. Der Mann tötet die Frau. Der Mann ist im Tunnel. Der Tunnel sind wir. – Diese Erzählung war der erste dreier Paukenschläge, mit denen sich der argentinische Atomphysiker Ernesto Sabato (1911-2011) in die Weltliteratur katapultierte. Victoria Ocampo und Albert Camus hatten Sabato beim Berufswechsel geholfen und die Veröffentlichung besorgt. Seite an Seite steht diese Erzählung neben Albert Camus’ „Der Fremde“.
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Ernesto Sabato: Der Tunnel. Aus dem Spanischen von Helga Castellanos. Wagenbach Verlag, Berlin 2017. 154 Seiten, 10,90 Euro.
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