Unter der Herrschaft der Medici war Florenz im 15. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte Europas aufgestiegen. Bis der fanatische Mönch Savonarola seinen Kreuzzug gegen den Luxus begann. Savonarola stand an der Spitze des von der Herrscherfamilie Florenz gestifteten Klosters San Marco. Der Förderer bekam dafür keinen Dank. Savonarolas Predigten bezichtigen den Gönner der Verschwendung, der Ungerechtigkeit. Den Einfall des Franzosenkönigs Karl VIII. und die Flucht der Medici nutzte er 1494, die republikanische Verfassung wieder in Kraft zu setzen und Gott als Regenten über Florenz zu inthronisieren. Er selbst fühlte sich als dessen Statthalter berufen. Selten wird ein Mann auch von fernen Nachgeborenen derart unterschiedlich beurteilt wie Savonarola. Die 1848 erschienene erste Fassung jener katholischen Enzyklopädie, die heute "Lexikon für Theologie und Kirche" heißt, hält ihm noch wenig freundlich "Schwärmerei und Selbstüberschätzung" vor. Der Autor attestiert ein "gewalttätiges Temperament". Wer war dieser sonderbare Heilige?