Elinda Audley ist auf der Flucht. Ihre Eltern haben sie einem reichen, aber grausamen Adligen zur Frau versprochen, um den maroden Stammstitz der Familie, Thornton Hall, vor dem Ruin zu retten. Doch Elinda verweigert die Ehe und macht sich mit dem professionellen Grand-Tour-Reiseführer Blake Colbert
auf eine beschwerliche Reise nach Pompeji. Denn hier hofft sie auch das Schicksal ihres spurlos…mehrElinda Audley ist auf der Flucht. Ihre Eltern haben sie einem reichen, aber grausamen Adligen zur Frau versprochen, um den maroden Stammstitz der Familie, Thornton Hall, vor dem Ruin zu retten. Doch Elinda verweigert die Ehe und macht sich mit dem professionellen Grand-Tour-Reiseführer Blake Colbert auf eine beschwerliche Reise nach Pompeji. Denn hier hofft sie auch das Schicksal ihres spurlos verschwundenen Bruders David zu klären.
Die Vorankündigung des Romans von Britta Habekost versprach eine spannende Mischung aus Gothic Novel, Krimi und Reiseroman, mit Mystery Elementen und viel historischem Flair. Schon das Jahr 1789 weckt Neugier, als echter Zeitenwende, vor der sich trefflich eine Geschichte entwickeln ließe. Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht.
Die Geschichte trägt bei weitem nicht über die üppig bemessenen 587 Seiten. Sie verläuft absolut linear, ohne jede Nebenlinie oder auch nur einem Wechsel der Perspektive. Der Leser ist über den gesamten Zeitraum an Elindas Blickwinkel gefesselt und die als „Mystery“ gedachten Sequenzen wurden der Geschichte erkennbar aufgesetzt. Sie entwickeln sich über 500 Seiten quasi gar nicht weiter und ergehen sich in nahezu identischen Visionen, die aber keine Zielrichtung kennen. Ebenso das „mysteriöse“ Vorleben des Reisebegleiters Blake Colbert: Jede Frage danach blockt dieser zunächst ab, ehemalige Weggefährten bleiben bewusst vage, bis es auf Seite 455 dann völlig unmotiviert aus Blake herausbricht und er seine ach so tragische und dann doch so triviale Lebensbeichte ablegt. Es bleibt völlig im Dunkeln, warum er diese Petitesse nicht früher „gestanden“ hat. Die Charakterzeichnung der Personen ist insgesamt von einer Schlichtheit, die ich eher in einem Julia-Roman auf 50 Seiten erwartet hätte. Dazu passt übrigens auch Britta Habekosts eindimensionaler Stil sehr gut, der noch den letzten Gedanken umständlich erklärt, bis dass es der Dümmste versteht. Die Personen sind niemals Menschen des 18. Jahrhunderts, sondern stammen in ihrer gesellschaftlichen und moralischen Haltung so eklatant aus den Zwanzigerjahren des 21. Jahrhunderts, dass es beim Lesen fast weh tut. Nicht unbedingt woke, aber von einem ungezügelten Individualismus, wie es ihn damals schlichtweg nicht gab. Die ideologische Grenze bildet eine konsequente Schwarz-Weiß-Linie: Alle Adligen sind arrogante, dünkelhafte, grausame und gierige Monster. Bis auf eine Ausnahme, aber die hat sich von der adligen Gesellschaft losgesagt und ist natürlich eine selbstbestimmte Frau. Elinda leidet ebenfalls an fortgeschrittenem Feminismus, lässt alle Konventionen hinter sich und besiegt am Ende ihren sadistischen Verfolger. Wie das eben im 18. Jahrhundert so war. Man lernt kaum etwas über die Zeit und ihre Lebensrealität, bis auf die gut recherchierten Reiseumstände auf der Grand Tour (kleinere Fehler im Detail will ich hier nicht ankreiden). Leider sind diese Schilderungen aber oft repetitiv, sehr kleinteilig inszeniert und enden in immer wieder gleichen Diskussionen zwischen Elinda und Blake, was mich auf Dauer wirklich ermüdet hat. Das Paar erlebt auf seiner Tour nach Süden wenig Überraschendes und man kommt sich nur quälend langsam näher. Einzig das überraschende und auch nicht unraffiniert konstruierte Finale hat mich überzeugt. Aber das kam 200 Seiten zu spät.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)