Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 1,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Unterricht beobachten, rekonstruieren, initiieren, Sprache: Deutsch, Abstract: Unterrichtseinstiege werden in der qualitativen Unterrichtsforschung von verschiedenen Perspektiven aus dokumentiert und analysiert. Dabei stellt sich vor allem die Frage nach einer unterrichtspraktischen Strukturlogik. Die Objektive Hermeneutik bietet sich als Verfahren der empirischen Sozialforschung in besonderem Maße für eine Rekonstruktion und Erschließung solcher Sinnstrukturen an und wird hier als Methode herangezogen. Zunächst soll anhand einer kurzen Einführung in die Methode und das konkrete Vorgehen der Objektiven Hermeneutik eine Operationsbasis für die hermeneutische Praxis konstituiert werden, die anschließend an einem Fallbeispiel zum Unterrichtseinstieg zur Anwendung kommt. Dabei sollen latente Sinnstrukturen offengelegt werden, die es erlauben, den interpretierten Fall in Bezug auf den dargestellten Unterrichtseinstieg zu deuten und für weitere Betrachtungen anschlussfähig zu machen. Konkret geht die Untersuchung dabei der Frage nach, inwiefern sich die Einstiegssituation des protokollierten Falls strukturlogisch als (Wieder-)Herstellung von Ordnung und Unterrichtsbereitschaft präsentiert und welche theoretischen Explikationen sich aus der Rekonstruktion extrahieren lassen. Die Funktion des Unterrichtseinstiegs für den strukturlogischen und didaktischen Fortgang des Unterrichts ist dabei von fundamentaler Bedeutung. Die verdichtete Interpretation gibt Auskunft über das Rollen- und Unterrichtsverständnis der Lehrkraft innerhalb des Protokolls, über konkrete Methoden zur Herstellung von Unterrichtsbereitschaft und über mögliche Sprechakte, die die implizite Fallstruktur vor dem Hintergrund der Theorie beeinflussen. Im Anschluss an die fallrekonstruktive Praxis werden Theorien der Unterrichtsforschung im Bezug auf den Unterrichtsbegriff und Unterrichtseinstiege vorgestellt, die abschließend mit den Ergebnissen der verdichteten Interpretation zusammengeführt werden. Dabei soll auch die Funktion des Unterrichtseinstiegs als liminale Phase diskutiert werden. Dieser dialektische Dreischritt erlaubt eine Zusammenführung von Theorie und Praxis, die theoretische Implikationen der Unterrichtspraxis äußerlich sinnfällig macht.