Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Arabistik, Note: 1, Universität Basel (Nahostwissenschaft), Veranstaltung: Ägyptischer Nationalismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Nationalismus in Ägypten ist im Vergleich zum europäischen Nationalismus ein relativ junges Phänomen, das erst mit dem wachsenden Einfluss Großbritanniens im Nahen Osten an Bedeutung gewann. Der ägyptische Nationalismus wurde folglich nicht selbständig aus einem kulturellen Verlangen der Gesellschaft heraus entwickelt, sondern vielmehr im Zeichen gegen die Fremdherrschaft hervorgerufen. Um die Anfänge dieser sukzessiven europäischen Fremdherrschaft und der Rebellion des ägyptischen Offiziers ‘Urābī Pascha politisch begreifen zu können, ist es meines Erachtens nach dringend notwendig, die geschichtlichen Prozesse in dieser Region - insbesondere während dem zunehmenden Zerfall und der Aufteilung des Osmanischen Reichs gegen Ende des 19. Jahrhunderts - zu rekonstruieren und damit die Transformation Ägyptens von einem traditionellen Vasallenstaat zum modernen Nationalstaat nachzuvollziehen, da das Land seit dem 16. Jahrhundert unter starkem osmanischen Einfluss stand. Die Arbeit ist weitgehend chronologisch strukturiert, um ein verbessertes Verständnis der wichtigsten politischen Ereignisse in ihrem Verlauf zu ermöglichen, wobei zunächst die historische Entwicklung von der Ägyptischen Expedition Napoleons bis zum Ende der monarchischen Herrschaft Muḥammad ʿAlīs und seiner ersten Nachfolger dargestellt wird. Anschließend wird im Hauptteil der ‘Urābī-Aufstand von 1881 genauer unter die Lupe genommen, wobei unter anderem auch ein besonderes Augenmerk auf die Reaktion des Osmanischen Reiches auf dieses elementare Ereignis in der modernen Geschichte Ägyptens gerichtet wird. Es geht dabei primär um die Fragen, inwiefern der ‘Urābī-Aufstand tatsächlich als nationalistische Bewegung bzw. Militärputsch zu betrachten ist und aus welchen historischen Gründen sie sich entwickelt hat. Zum Schluss soll der Versuch unternommen werden, die daraus entnommenen Erkenntnisse mit den weiteren politischen Ereignissen und Spätfolgen für Ägyptens politische Landschaft durch die britische Besetzung in Verbindung zu setzen. Die hierdurch gewonnenen Ergebnisse werden abschließend im Hinblick auf die eingangs gestellten Fragen ausgewertet und zu einem vorsichtigen Fazit zusammengefasst. Zur Transliteration der arabischen Namen wurde auf die Umschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft zurückgegriffen.