Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 1,8, Universität Münster (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Hartes Pflaster. Flanerie, Asphaltfilm und Straßenfotografie in der Weimarer Republik, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff „Asphalt“ und seine Verwendung haben eine in der Geschichte weit zurückreichende Entstehens- bzw. Entwicklungsgeschichte. Das wohl prägendste Kapitel ist seine ideologische Instrumentalisierung durch die nationalsozialistische Propaganda gegen jüdische Großstadtintellektuelle und das Intellektuellentum an sich. Auch heute noch verbinden sich mit dem Wort „Asphalt“ oftmals verschiedenartige Assoziationen – von Großstadtfaszination und – reiz über Skepsis gegenüber einem gleichmachenden, allgegenwärtigen Erscheinungsbild bis hin zu völliger Ablehnung einer als „Leben erdrückend“, „Schmutz aufzeigend“, „verkommen“ und „kalt“ verstandenen Lebenswelt. Schauplatz für die verschiedenen Auseinandersetzungen mit dem Einfluss des „Asphalts“ und der „Großstadt“ soll im Folgenden die Stadt Berlin sein, die sich von der Reichsgründung bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs zu einer kosmopolitischen Metropole entwickelte. Die Anfänge einer Asphaltliteratur, gegen welche sich die Rechten später wenden sollten, sind in dieser Zeit zu finden. Naturalistische und expressionistische Schriftsteller/innen thematisieren den „Asphalt“ und die Lebensbedingungen in der Großstadt Berlin auf vielfältige differenzierte Weise. Die metaphorische Verwendung des Ur – Motivs „Asphalt“ soll im Folgenden am Beispiel von Julius Hart, Oskar Loerke, Paul Boldt, Johannes R. Becher und Hans Janowitz aufgezeigt werden. Diese konzentrierte Beschäftigung mit der Großstadt stand nach dem ersten Weltkrieg mehr und mehr in einem Spannungsfeld zu ländlicheren Gegenden, welche die neueren Entwicklungen in Berlin mit Argwohn betrachteten oder betrachten sollten. Die Polemik des Wegbereiters Wilhelm Stapel und später die Propaganda Goebbels sorgten für eine Polarisierung zwischen Berlin und der Provinz, welche mit ideologisch aufgeladenen Begriffspaaren wie Asphalt – Scholle oder wurzellos – bodenständig einherging. Der „Asphalt“ und die „Großstadt“ wurden zu Kampfbegriffen im Ringen um die geistige „Besetzung“ Berlins. Grundpfeiler dieses Vokabulars waren eine ausgeprägte Großstadtfeindschaft, Intellektuellenhass und Antisemitismus. Zur Folge hatte diese Hatz nicht nur die Diffamierung der Asphaltliterat(inn)en und besonders der jüdischen Großstadtintellektuellen. Zu Beginn des Jahres 1933 sollten die Werke jener Autor(inn)en zunächst durch eine „Schwarze Liste“ gebannt und kurz darauf auf dem Scheiterhaufen der Nationalsozialisten verbrannt werden.