»Rund ein Dutzend Polizisten haben den gesamten Platz abgesucht. Blut. Sie war so blass. Ihr Körper war leergelaufen. So viele Stiche, so ein kleines Mädchen.«
Düsseldorf im Februar 1929. Berichte über Straftaten sind Alltag für den Gerichtsreporter Egon Kron. Eines Morgens jedoch wird ein
kleines, ihm gut bekanntes Mädchen aus der Nachbarschaft, brutal ermordet und mit zerrissener Unterhose…mehr»Rund ein Dutzend Polizisten haben den gesamten Platz abgesucht. Blut. Sie war so blass. Ihr Körper war leergelaufen. So viele Stiche, so ein kleines Mädchen.«
Düsseldorf im Februar 1929. Berichte über Straftaten sind Alltag für den Gerichtsreporter Egon Kron. Eines Morgens jedoch wird ein kleines, ihm gut bekanntes Mädchen aus der Nachbarschaft, brutal ermordet und mit zerrissener Unterhose auf einer Baustelle liegend, gefunden. Kron ist zutiefst erschüttert, das grausame Verbrechen lässt ihm keine Ruhe mehr und er schwört, den Täter zu finden.
Natürlich ist er da nicht der einzige, die Ermittler der Polizei arbeiten rund um die Uhr. Denn schon bald geht die Meldung um die Welt, dass in Düsseldorf ein furchtbarer Serienmörder wütet.
Peter Kürten sorgte dafür, dass kaum ein Düsseldorfer zwischen Februar 1929 und seiner Festnahme im Mai 1930 ohne Angst das Haus verließ. Beispiellos waren seine Brutalität und die Tatsache, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene zu seinen Opfern gehörten. Als er 1931 zum Tode verurteilt wurde, standen in der Urteilsbegründung 9 Morde und 7 Mordversuche. Hinzurechnen müsste man weiter 2 Morde, die Kürten zwar gestanden hatte, bei deren Ausübung er aber noch nicht strafmündig war, sowie mehrere Morde, zahlreiche Überfälle in Mordabsicht und Brandstiftungen, die nicht zweifelsfrei bewiesen werden konnten. Zum Prozess und zur Hinrichtung waren Pressevertreter aus aller Welt angereist.
Die Rolle der Presse ist denn auch ein wichtiger Aspekt in diesem Buch. Mit täglichen Artikeln (morgens und abends) will Kron die Jagd auf den Mörder unterstützen. Reißerische und bluttriefende Aufmachung inclusive Fotos tragen jedoch dazu bei, die Panik in der Bevölkerung noch weiter zu vergrößern. Mich hat dieser Stil gewaltig abgestoßen, er gehörte aber mit zu der Zeit und wird auch heute noch leider in Teilen der Presse praktiziert.
Bald bilden sich Bürgerwehren, die selbst zur Bedrohung werden, denn stetig liegt Lynchjustiz gegenüber vermeintlichen Tätern in der Luft. Herrschende Vorurteile sorgen dafür, dass der Täter „natürlich“ in bestimmten Kreisen vermutet wird. Und währenddessen narrt Kürten, mit bürgerlichem Aussehen und guten Manieren, sämtliche Jäger.
Das Bild der damaligen Zeit wird gut gezeichnet, die Notlage breiter Bevölkerungsschichten deutlich beschrieben. Leicht kann man sich vorstellen, wie die Angst vor dem bluttrinkenden Killer die Menschen lähmte, die mit Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und vermehrter Wohnungslosigkeit schon mehr als genug Sorgen hatten. Aber auch die Kehrseite der Medaille gehört zum Bild der Zeit, die Wohlhabenden, hier repräsentiert durch Krohns Verlobte, deren Interesse sich fast ausschließlich um die Glitzerwelt des aufkommenden Tonfilms dreht. Und nicht zu vergessen die erstarkenden braunen Mächte, die man in Teilen der Bevölkerung tatsächlich für die Lösung ihrer Probleme hielt.
Ohne Zweifel ein fesselndes Szenario. Die Täterperspektive sowie die Frage nach dessen Antrieb, seinem Hintergrund und seiner Störung finden leider nur minimale Erwähnung, ich werde hierzu noch ein passendes Sachbuch lesen. Als Krimi mit einem realen historischen Hintergrund ist das Buch aber gelungen.
Fazit: Ein schauriges Kapitel Kriminalgeschichte verpackt in eine unterhaltsame Krimihandlung, die das Bild der damaligen Zeit und die Rolle der Presse gelungen darstellt.