Nach dem Klappentext hatte ich ein opulentes Fantasy-Epos erwartet, in dessen Zentrum zwei starke Männer stehen, die sich trotz scheinbar unüberwindlicher Differenzen schätzen und vielleicht sogar lieben lernen. Explosiv, kontrovers und möglicherweise auch sinnlich-erotisch hatte ich mir das
vorgestellt.
Im Grunde habe ich auch genau das bekommen, und dennoch bin ich jetzt etwas ratlos, was…mehrNach dem Klappentext hatte ich ein opulentes Fantasy-Epos erwartet, in dessen Zentrum zwei starke Männer stehen, die sich trotz scheinbar unüberwindlicher Differenzen schätzen und vielleicht sogar lieben lernen. Explosiv, kontrovers und möglicherweise auch sinnlich-erotisch hatte ich mir das vorgestellt.
Im Grunde habe ich auch genau das bekommen, und dennoch bin ich jetzt etwas ratlos, was ich von dem Buch halten soll. Denn kontrovers ist es wirklich, und mich hat es oft an die Grenzen dessen gebracht, was für mich noch sinnlich ist und was unangenehm und verstörend.
Denn manchmal kam mir das Buch vor wie eine ausgedehnte erotische Fantasie, die doch sehr spezifische Vorlieben anspricht. Die Sexszenen sind oft drastisch und explizit, was mich aber vor allem gestört hat:
Vergewaltigung ist in diesem Buch wirklich allgegenwärtig. Vergewaltigung als Sport, als Strafe, als alltägliches Ereignis. Auch Pädophilie ist in dieser Gesellschaft anscheinend normal, so kommt zum Beispiel ein Lustknabe vor, der mit 13 Jahren für den Geschmack seines Herrn langsam zu alt wird.
Das zeigt dem Leser natürlich, wie maßlos dekadent und frivol die Gesellschaft im Land Vere ist - was viel Konfliktpotential aufbaut, schließlich kommt der eher naive Damen aus dem Land Akielos, wo es zwar auch Sklaven gibt, Sex aber nicht so zum öffentlichen Spektakel und zum Instrument der Bestrafung gemacht wird. Deswegen kann man sich sicher darüber streiten, ob diese Szenen nun nötig sind oder nicht!
Die Welt, die die Autorin hier aufbaut, mit ihren verschiedenen Königreichen und deren drastisch unterschiedlichen Wertvorstellungen, hat in meinen Augen viel Potential und ist durchaus originell. Interessant fand ich zum Beispiel die Beschreibung der Sklaverei in Akielos, denn dort sind Sklaven keineswegs Besitz, den man nach Belieben missbrauchen und misshandeln kann, sondern hochgeschätzte, sorgfältig ausgebildete Männer und Frauen, die dieses Leben freiwillig gewählt haben. Aber für mich wird das Potential dieser Welt (noch?) nicht wirklich ausgeschöpft, denn die Geschichte konzentriert sich doch sehr auf Damens Leben als Sklave und die Zustände bei Hof.
Die politischen Intrigen und Machtkämpfe bekommt man eher am Rande mit. Für mich war dieser erste Band daher noch nicht sonderlich spannend, er bietet aber sicher eine gute Grundlage für weitere Bände mit einer komplexeren Handlung!
Die Protagonisten fand ich prinzipiell interessant, sie konnten mich aber noch nicht gänzlich überzeugen.
Damen kam mir manchmal sehr naiv vor, und mir fehlte einfach das Gefühl, wirklich an ihn heranzukommen. Er hat ein starkes Ehrgefühl, ist mitfühlend und neigt dazu, Schwächere beschützen zu wollen, aber ich habe dennoch den Eindruck, ihn noch nicht tiefer gehend zu kennen. Aber er ist dennoch derjenige der beiden Männer, mit dem ich am ehesten mitfühlen kann.
Denn Laurent wirkt erst einmal nur sadistisch und grausam. Er hat Gründe dafür, Akielos und damit auch Damen zu hassen, aber dennoch fand ich es abstoßend, wie er ihn behandelt: ihn zum Beispiel beinahe zu Tode peitschen oder öffentlich gegen seinen Willen von einem Lustsklaven befriedigen lässt.
Erst im letzten Drittel merkt man so nach und nach, dass auch hinter Laurents eiskalter Fassade ein Mensch steckt, der vor allem von Schmerz und ohnmächtigem Zorn motiviert wird. Auch mit diesem Wissen konnte ich sein Verhalten für mich einfach nicht entschuldigen, aber die Beziehung zwischen Damen und Laurent wurde dadurch sehr viel spannender.
Der Schreibstil liest sich meist flüssig und angenehm. Nur manchmal fand ich Ausdrücke für die eher altertümlich wirkende Welt zu modern, und in den Sexszenen war mir die Sprache etwas zu krude und einfallslos - so wird das Wort "f**ken" wirklich ständig verwendet.