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Ein bewegendes literarisches Dokument des Nachfühlens und Nacherzählens eines versperrten Lebensweges. Verbunden durch das gemeinsame Schicksal von Bedrohung, Flucht und Heimatlosigkeit hat der Bruder Erich doch einen ganz anderen Weg als der Autor wählen müssen. Während Georges-Arthur zwischen den Sprachen und mit den Worten lebt, hat der Bruder unter Waffen gelebt. Unter Waffen schweigen die Musen! Er schloss sich der Résistance an, kämpfte mit bei der Befreiung von Paris und des Elsass und war schließlich Major in der französischen Kolonialarmee in Algerien. Dort beteiligte er sich sogar an…mehr

Produktbeschreibung
Ein bewegendes literarisches Dokument des Nachfühlens und Nacherzählens eines versperrten Lebensweges. Verbunden durch das gemeinsame Schicksal von Bedrohung, Flucht und Heimatlosigkeit hat der Bruder Erich doch einen ganz anderen Weg als der Autor wählen müssen. Während Georges-Arthur zwischen den Sprachen und mit den Worten lebt, hat der Bruder unter Waffen gelebt. Unter Waffen schweigen die Musen! Er schloss sich der Résistance an, kämpfte mit bei der Befreiung von Paris und des Elsass und war schließlich Major in der französischen Kolonialarmee in Algerien. Dort beteiligte er sich sogar an dem Offiziersputsch gegen de Gaulle, der Algerien in die Unabhängigkeit entließ, und blieb dennoch bis zur Pensionierung Offizier. Danach arbeitete er noch viele Jahre als unauffälliger Mitarbeiter der Crédit Agricole. Über Jahrzehnte im Inneren zurückgehalten, war ein Geburtstagsbrief der Anlass, die verschütteten Erinnerungen an das Leben des Bruders aufsteigen zu lassen. "Sie erfassen den Hauptschatten meines langen Lebens: Mein Bruder war vier, als ich zur Welt kam und durch meine Erscheinung auf dieser Welt habe ich sein Leben zerstört."
Autorenporträt
Georges-Arthur Goldschmidt, geb. 1928 in Reinbek bei Hamburg, emigrierte als Kind nach Italien und später nach Frankreich Auszeichnungen: Für sein umfangreiches Werk wurde er u. a. mit dem Nelly-Sachs-Preis, der Goethe-Medaille, dem Joseph- Breitbach-Preis und dem Prix de l`Académie de Berlin ausgezeichnet. 2015 erhielt er den Sigmund-Freud-Kulturpreis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christian Mayer begreift Georges-Arthur Goldschmidts Buch über den glücklosen älteren Bruder als Versuch des Autors, den entfremdeten Bruder zu verstehen. Mayer erinnert der Text an eine Erzählung von Uwe Timm aus dem Jahr 2003. Hier wie dort sucht der entfremdete Bruder Erfüllung beim Militär, hier wie dort ist das dem anderen fremd, stellt Mayer fest. Von einer "gestohlenen Kindheit" in Krieg und Exil erzählt Goldschmidt laut Mayer mittels vorsichtiger Einfühlung. Eine berührende literarische Biografie, findet er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2021

Wäre ihm auf dieser Welt zu helfen gewesen?
Der Arm war zum Schlag bereit: Georges-Arthur Goldschmidts Roman über seinen älteren Bruder

Das Foto auf dem Buchumschlag zeigt die beiden Brüder Georges-Arthur (damals noch Jürgen-Arthur) und Erich Goldschmidt 1938 bei Florenz. Erich, 1924 geboren, schaut ernst, der Jüngere, Jahrgang 1928, blickt lachend in die Kamera. Der Ältere ist schon als Knabe ein Ordnungsmann, er muss sich schützen. "Wie er in sich stand, war er sicher, die Gegenstände, die Landschaft, das Rasenrondell mit den metallenen Gartenstühlen, mit den runden Löchern im Sitz, die Buchen im Garten, das Gitter, alles, was er sah, war verlässlich." Beim Spielen ist seine Angst, "der Kleine könne alles durcheinanderbringen". Dass Stühle umgestellt werden, leidet er nicht. Und tatsächlich stiftete gerade der Jüngere allenthalben Unordnung: "Er verdarb alles, und wenn Erich, außer sich vor Verzweiflung, auf ihn einschlug, heulte der kleine Bruder derartig, dass die Mutter herbeieilte."

Der "versperrte Weg", vom Titel des Buches angekündigt, ist der des älteren Bruders. Das bloße Hinzutreten des Neugeborenen, der böse Absichten noch gar nicht hegen kann, bringt das Chaos hervor, an dem der ältere leidet. "Bisher war alles glatt, gleichmäßig, so wie erwartet. Vor ihm breitete sich der ganze Weg zum Gehen oder Laufen aus; jetzt, wenn ein Erwachsener ihn nicht an der Hand hielt, war ihm der Weg versperrt." Wir sehen einfache und klare Konfliktlinien. Nichts in diesem Bruderkampf, so rätselhaft er sich in seinen Folgen zeigt, ist irgendwie in seinen Konturen verwischt oder impressionistisch-vieldeutig. Fast möchte man sagen: Die übermäßige Klarheit, in der hier alles von Beginn an erscheint, ist das eigentliche Rätsel.

So kommt es, dass schon der erste Widerstandsversuch des Älteren gegen den Jüngeren gleich die volle archaische Wucht in einem unerhörten Angriff entfaltet. Dieser kündigt sich während des Mittagessens der Eltern durch eine eigentümliche Stille im Haus an. "Plötzlich, von einer Ahnung getrieben, springt der Vater auf und rennt die Treppe hinauf." Erich hatte sich aus seinem Gitterbett befreit und stand mit einer Stricknadel "und schon mit gehobenem Arm" an der Wiege des Babys: "Er wollte ihm die Augen ausstechen." Das Leben in diesem Buch kennt überhaupt nur harte Markierungen, schon in der Kindheit, und so kann man sagen, dass dem späteren Major Erich Goldschmidt das Militärische eingeleuchtet haben muss.

Die Familie ist jüdischer Herkunft, aber schon seit Generationen protestantisch. 1934 verliert der Vater, ein Oberlandesgerichtsrat, seine Stellung. Nun ist auch die Mutter für den älteren Bruder kein Trost mehr; von einer Unruhe ist sie ergriffen, in der wirkliche Nähe immer unwahrscheinlicher wird. Kam er zu ihr, wenn sie gerade dem jüngeren zu essen gab, dann "stieß sie ihn fast von sich". Er reagiert psychosomatisch, indem er sich nachts im Bett wie in einem Krampf herumwirft. Die jüdische Herkunft macht sich durch Zurückweisungen durch die anderen bemerkbar, Erich wird weniger auf Fahrten mitgenommen. Und doch empfindet er militärisch und deutsch, wie man es eben damals verstand: "Die verschiedenen Flaggen der Kriegsmarine hatte er alle mit Buntstift abgezeichnet, und das Hakenkreuz störte ihn nicht, obgleich er doch die alte Reichsflagge schöner fand." Auch Deutschland stößt ihn von sich.

1938, noch vor dem Novemberpogrom, schicken die Eltern die beiden Brüder vorsorglich nach Italien, wo sie zu diesem Zeitpunkt noch relativ sicher sein konnten. Das aufnehmende Ehepaar Binswanger hatte einen gewissen Ruf, "die Dame war sehr modern, trug Hosen, was ihn schockierte, sie war die Tochter eines der ersten Flieger Deutschlands", nämlich Gustav Lilienthals. Ihr Mann, Paul Binswanger, hatte seine Frankfurter Universitätsstellung wegen der Rassengesetze verloren. Sein Buch über Flaubert war ausgerechnet von Walter Benjamin 1934 in der Frankfurter Zeitung verrissen worden. Aber Anfang 1939 wandern die Binswangers abermals aus, diesmal nach Neuseeland, und das idyllische Intermezzo geht zu Ende. Die beiden Jungen werden nach Frankreich geschickt, wo eine Verwandte der Eltern lebt. Aber nicht bei dieser kommen sie unter, sondern in einem Internat, dem Collège Florimontane.

Sie sind in Sicherheit, sogar noch nach Frankreichs Kriegsniederlage, denn Besatzer sind zunächst nicht die Deutschen, sondern die Italiener. Erst 1943 kommt mit der Wehrmacht die "dunkle Nacht" mit Razzien. Zu den Helfern der Verfolgten gehören Pfarrer. Erich schließt sich der Résistance an. Die Brüder verlieren sich aus den Augen, sie sehen sich einmal 1947 und dann erst wieder Ende der siebziger Jahre in Deutschland. Der Mann, von dessen Knabendasein wir nur zwei charakteristische Züge kennengelernt haben: seine Liebe zur Ordnung und seine Aggressivität - es heißt, dass früh in ihm eine "ungeheure Gewalt gärte" -, dieser Mann fand seine Heimat in der Armee, genauer in der Fremdenlegion, und zwar durch einen unglücklichen Zufall: Er unterschreibt die Papiere der Legion, um endlich einen Ort der Zugehörigkeit zu haben, kehrt dann noch einmal in seine Wohnung zurück, um Sachen abzuholen - und findet die Einbürgerungsurkunde vor, die dem Problem ein Ende gesetzt hätte, wenn die Unterschrift nicht ihrerseits schon rechtsgültig geleistet worden wäre. "Gerade in dem Augenblick, als für ihn einmal nichts mehr im Wege stehen sollte, war er selber zum Hindernis auf dem eigenen Weg geworden."

An den härtesten Kämpfen um Dien Bien Phu ist Erich 1954 beteiligt, sie enden mit der Niederlage Frankreichs. Dann kommt er nach Algerien, wird Major und "beteiligte sich 1961 sonderbarerweise an dem Aufstand gegen de Gaulle", den rechtsgerichtete Offiziere angezettelt hatten. Der Ordnungsmann, der er als Knabe war, ist er geblieben. Der jüngere Bruder verweigert ihm die Empathie nicht völlig: "Er hatte aber auch rasch verstanden, dass der Islam nichts anderes als Gehorsam und Fanatismus war, dass er zu jeder zivilisatorischen Entwicklung unfähig war, eine versteinerte Kultur ohne Geschichte - Algerien würde bis ans Ende der Zeiten, trotz allen Reichtums, ein Land der Willkür bleiben." Allerdings konnte von einer weiteren Karriere in der Armee nun keine Rede mehr sein. Die beiden Gewissheiten seiner Knabenzeit - "Alles musste so bleiben, wie es war", "Der Arm war zum Schlag bereit" - hatten ihm den Weg gewiesen. Nach dem Ende seiner Offizierslaufbahn beruhigte sich sein Leben. Erich wurde Hauptkassierer der Landwirtschaftsbank Crédit Agricole und fuhr, wie der jüngere Bruder im letzten Satz schreibt, ohne es noch weiter auszudeuten, "jahrelang durch das ganze Département Var, von Dorf zu Dorf". Wege, endlich, nichts als Wege!

LORENZ JÄGER.

Georges-Arthur Goldschmidt: "Der versperrte Weg". Roman des Bruders.

Wallstein Verlag, Göttingen 2021. 111 S., geb., 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2021

Geboren 1924
Wie Krieg und Verfolgung zwei Brüder entfremdet haben: Georges-Arthur Goldschmidt erzählt die Geschichte einer gestohlenen Kindheit
Uwe Timm hat vor einiger Zeit beschrieben, warum er sich erst sehr spät an die Geschichte seines Bruders herangetraut hat. Eine Geschichte, die er seit seiner Kindheit mit sich herumtrug. Der 16 Jahre ältere Bruder Karl-Heinz hatte sich im Dezember 1942 freiwillig zur Waffen-SS gemeldet; Ende September 1943 wurde er in der Ukraine schwer verwundet und starb wenig später. Auch Jahrzehnte danach blieben die Fragen: Warum wollte der Bruder unbedingt zur SS und das Töten lernen? Welche Sehnsüchte hatte er, welches Menschenbild, welche Rolle spielte dabei die Erziehung zu Hause?
In der Trauer seiner Eltern, die wie viele aus ihrer Generation Meister im Verdrängen waren, lebte der Sohn weiter, deshalb war es lange undenkbar für den Schriftsteller, sich mit seinem Bruder literarisch auseinanderzusetzen. Schließlich stand für die Mutter fest: Tote soll man ruhen lassen. Erst nachdem sie gestorben war, fühlte sich der Autor frei genug, sich an das heikelste Kapitel seiner Familiengeschichte zu wagen. Das Buch „Am Beispiel meines Bruders“ rührte auch deshalb ein großes Publikum, weil Uwe Timm nichts verurteilte, nur verstehen wollte, auch sich selbst.
Man muss unweigerlich an Timms Erzählung aus dem Jahr 2003 denken, wenn man Georges-Arthur Goldschmidts neues Buch „Der versperrte Weg“ liest, den „Roman des Bruders“, wie es im Untertitel heißt. Allein schon deshalb, weil der deutsch-französische Schriftsteller, Essayist und Übersetzer (unter anderem der Werke Peter Handkes) es für durchaus wahrscheinlich hält, dass auch sein Bruder ein überzeugter Nationalsozialist geworden wäre – unter anderen Umständen.
„Ich war ein Schwarzfahrer des Schicksals“, hat der heute 93-jährige Goldschmidt in einem Interview gesagt. Und damit das Glück im Unglück beschrieben, als Kind einer ursprünglich jüdischen, aber schon lange zum Protestantismus konvertierten Familie überlebt zu haben. Die schmerzhaften Jahre von der Flucht aus Deutschland bis zum erlösenden Kriegsende in Frankreich stehen im Zentrum seiner Bücher, etwa in „Die Absonderung“, für das er 1991 mit dem Geschwister-Scholl-Preis geehrte wurde. Auch der neue, schmale Band „Der versperrte Weg“, der in diesem Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, erzählt die Geschichte einer gestohlenen Kindheit. Dieses Mal allerdings aus der Perspektive seines Bruders Erich, der wie Karl-Heinz Timm Jahrgang 1924 war.
Uwe Timm konnte, als er die Geschichte seines Bruders schrieb, auf dessen Feldpostbriefe und das Kriegstagebuch zurückgreifen. Goldschmidt bleibt nur die Möglichkeit, sich in Erich hineinzuversetzen und aus den gemeinsam erlebten Erfahrungen und einigen wenigen Gesprächen nach dem Krieg eine literarische Biografie zu machen. „Es geht hier darum, das Leben eines vom historischen Unglück zutiefst gezeichneten Menschen nachzuerzählen“, schreibt der Autor. Zugleich ist er sich bewusst, wie sehr sich die Erinnerungen und die späteren „Gedächtnisbilder“ vermischen, wenn zwischen dem Erlebten und dem Erinnerten achtzig Jahre, also ein ganzes Menschenalter liegen.
Die Goldschmidt-Kinder wachsen in einer bürgerlichen Familie in Reinbek in Holstein auf. Der Vater ist Oberlandesgerichtsrat, stramm konservativ und national eingestellt. Für den älteren Erich ist der kleine Bruder, der damals noch den deutschen Namen Jürgen-Arthur trägt, ein lästiger Konkurrent, eine wahre Nervensäge. Das Leben der Familie gerät aus den Fugen, als die Nationalsozialisten den Vater wegen seiner jüdischen Herkunft 1933 entlassen. Für den ehrgeizigen Musterschüler Erich, der sich das Weinen selbst abtrainieren möchte, ist die schleichende Ausgrenzung in den Anfangsjahren der NS-Zeit vollkommen unbegreiflich. „Er war stolz, ein richtiger aufrichtiger Deutscher zu sein, damit brüstete er sich vor sich selber: Deutscher.“
Wer etwas erfahren möchte über die innere Zerrissenheit und die Scham der Überlebenden, wer die Kinder des Krieges und ihre traumatischen Erfahrungen verstehen will, sollte dieses Buch lesen. „Der versperrte Weg“ ist die vorsichtige Annäherung an einen jungen Menschen, der sich dagegen sträubt, dass er Jude sein soll, eine Geschichte des unterdrückten Heimwehs, der trotzigen Selbstbehauptung, der erzwungenen Neuerfindung – geschrieben mit einer Klarheit und Knappheit, die jedes Pathos vermeidet.
Im Mai 1938 verlassen die Brüder Deutschland gerade noch rechtzeitig. Die Eltern schicken sie nach Italien, wo sie in Florenz bei Freunden der Familie unterkommen, später ziehen sie weiter ins vermeintlich sichere Frankreich. Allerdings kommen sie dort nicht wie erhofft bei einer reichen Verwandten in Hochsavoyen unter, sondern landen in einem Kinderheim inmitten einer schroffen Berglandschaft. Nachdem Nazi-Deutschland Frankreich besiegt hat, kontrollieren erst noch die Italiener den Südosten des Landes. Doch ab 1943 übernehmen die Deutschen die Kontrolle, die Gestapo fährt durch die Dörfer und macht Jagd auf Juden. Die Goldschmidt-Brüder schweben nun wieder in höchster Gefahr, nur mit viel Glück und der Hilfe französischer Bauern und eines Priesters entgehen sie dem Zugriff der Besatzer.
Erich schließt sich der Résistance an und beteiligt sich später an der Befreiung von Paris. Doch er ist „weder Fisch noch Fleisch“, wie Goldschmidt schreibt, noch kein Franzose, aber auch kein Deutscher mehr, immer irgendwie dazwischen. Erst die Uniform befreit ihn von seiner tief empfundenen Scham und dem Gefühl, eine fremde Identität annehmen zu müssen; die Uniform schützt ihn zugleich vor dem „Selbstverlust“, sie ist der Panzer gegen die fremden Blicke, gegen das Mitleid der Gutmeinenden und den Hass der Antisemiten.
Ein ziviles Leben kommt für Erich nach den Erfahrungen des Krieges nicht infrage. Er meldet sich freiwillig zur Fremdenlegion, kämpft in Indochina für die Kolonialmacht Frankreich und erlebt so manche Niederlage, etwa als er 1961 beim versuchten Staatsstreich einiger Generäle gegen die Republik auf der falschen Seite steht und seine Karriere ins Stocken gerät.
Georges-Arthur Goldschmidt, der jüngere Bruder, hatte ein friedlicheres Leben, vielleicht einfach auch mehr Lebensglück. Er arbeitete lange als Lehrer in Paris, bevor er anfing, das Gefühl der Entwurzelung, die Zeit im Kinderheim und seine abenteuerlichen Fluchten erfolgreich in Literatur zu verwandeln. Seinem Bruder blieb es verwehrt, auf diese Weise Frieden mit der eigenen Vergangenheit zu schließen. „Der versperrte Weg“ ist eine Hommage an ihn, der Versuch, diesen fremd gewordenen Menschen zu verstehen.
CHRISTIAN MAYER
„Ich war ein Schwarzfahrer des
Schicksals“, hat der 93-jährige
Goldschmidt gesagt
Der Jüngere hatte ein
friedlicheres Leben, vielleicht
einfach auch mehr Glück
Georges-Arthur, damals noch Jürgen-Arthur (links) und Erich Goldschmidt in Settignano, im August 1938.
Foto: privat
Georges-Arthur
Goldschmidt:
Der versperrte Weg.
Roman des Bruders.
Wallstein Verlag,
Göttingen 2021.
111 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Der Text hat mich momentan in Bann geschlagen und sehr berührt. Ich MUSSTE das Buch in einem Zug lesen! Georges-Arthur Goldschmidt hat für seinen Roman des Bruders (der Brüder) eine wunderbar diskrete und darum umso eindringlichere Form gefunden.« (Johannes Fischer, Buchhandlung Mirhoff & Fischer) »Wie bei Beauvoir zeigt auch dieses schmerzlich schone Buch die Pragung junger Menschen durch Familie, Religion, Gesellschaft und Politik ihrer Zeit, der sie nicht entkommen konnen, an der viele zerbrechen, ihr Leben lang leiden oder auf ihre Art die Stirn zu bieten versuchen.« (Susanne Bader und Pascal Mathéus, Wetzsteinbrief November 2021, Buchhandlung zum Wetzstein) »Ein extrem starkes Buch und die nur 100 Seiten haben es in sich. Gut gemacht Herr von Wallmoden, dass sie Herrn Goldschmidt auf diese Leerstelle in seinen Bücher angesprochen haben. Wir hätten sonst diesen Leseschatz nie entdecken können.« (Samy Wiltschek, Ulmer Bücherstube Jastram) »Dieser Roman (...) versteht esdurch die Distanz zum Bruder eine enorme Dichte zu kreieren. Eine Lektüre, die den Schatten der Vergangenheit aufwühlt und mit klugen und schönen Sätzen zum Leben erweckt. Es ist somit ein wahres Dokument, das uns Geschichte lehrt und durch die literarische Kunstfertigkeit zum Nachfühlen einlädt.« (Hauke Harder aka Leseschatz, Buchhandlung Almut Schmidt, Kiel) »Es gelingt dem Autor etwas ganz Tolles: er fasst den nahezu lebenslangen Konflikt in einen ganz sachlichen Ton, dadurch bekommt es so eine Emotionalität und Eindringlichkeit, sehr bewegend!« (Barbara Ter-Nedden, Parkbuchhandlung Bonn)…mehr