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Peter Kurzecks neuer Nachlassroman in Frankfurt
Der Satz, über den sie sich bei der Arbeit besonders gefreut haben, taucht in Peter Kurzecks neuem Nachlassroman immer wieder auf: "Weiße Pferde, schwarze Stiere und rosa Flamingos." Vor sechs Jahren ist Kurzeck in Frankfurt gestorben, zwei Jahre später brachten seine langjährigen Lektoren Rudi Deuble und Alexander Losse das erste nachgelassene Romanfragment heraus. Auf "Bis er kommt" sollte "Der vorige Sommer und der Sommer davor" so schnell wie möglich folgen, doch die Insolvenz des Stroemfeld Verlags kam dazwischen. Vor gut drei Wochen ist der Roman bei Schöffling erschienen (F.A.Z. vom 29. August), nun stellten die Herausgeber ihn in der Frankfurter Filiale der Buchhandlung Hugendubel am Steinweg vor. Eine konzentrierte Stunde lang, wie es das Format der Spätnachmittags-Buchvorstellungen an diesem Ort gebietet, viel zu kurz also für die versammelten Fans, aber sehr viel besser als nichts.
"Das Buch steht in der Mitte", sagt Losse. In der Mitte der Reihe "Das alte Jahrhundert", die Kurzeck auf zwölf Bände angelegt hatte. Der letzte Band, an dem er nicht mehr gearbeitet habe, sei als Epilogband gedacht gewesen. Ohne ihn aber ist elf gleich fünf plus eins plus fünf. "Wie die Mittagssonne" sei das neue Buch, fügt Losse hinzu, ein Gestirn, um das die Reihe als Ganzes kreise: "Der Gesamtkosmos des alten Jahrhunderts dreht sich um diese Sonne." Er fügt hinzu: "Ich denke, dass er sich das so gedacht hat. Ich sehe einen Großbau." Und was macht die Sonne? Sie bestrahlt alles, was in den fünf zu Lebzeiten des Autors erschienenen Bänden kaputt ist, mit Glück. Erst in diesem Rückblendeband befindet sich das Frankfurter Personal der Reihe in Frankreich, von dem zuvor viel die Rede war. Gleich zwei südfranzösische Sommer werden beschrieben, Wochen der Familie und der Freundschaft, kurz vor dem Zerbrechen des Restauranttraums und der Beziehung von Jürgen und Pascale, kurz vor dem Trennungswinter von Peter und Sibylle, mit dem die Reihe in "Übers Eis" einst begann. Immerhin: Auch Frankfurt kommt noch einmal als Ort des Glückes zur Geltung. Den beiden Sommern am Mittelmeer steht ein langer Stadtsommer daheim zur Seite. "Ein dreifacher großer Akkord", sagt Losse, angefüllt mit Touristen, Baguettes, Sonne, dem Bus aus Arles, Möwen und Flamingos, "Farbfoto-Flamingos", wie es im Roman heißt, leuchtend rosa, damit auch der unerfahrenste Frankreich-Fahrer sie sogleich erkennt und sagen kann: "Ah, Flamingos."
Ah, Kurzeck. Sein elliptischer Stil. Wie kam es zu ihm? "Er wollte unser mündliches Sprechen und Denken zeigen", sagt Deuble: "Das ist nicht geradlinig, das bewegt sich in Kreisen, das bricht ab. Es ist eine Übersetzung von Alltag in Literatur. Darauf kam es ihm an, in allen seinen Büchern." Noch drei weitere Nachlassbände wird es geben.
FLORIAN BALKE
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