Heinz Sprenger blickt auf über 45 Jahre Ermittlertätigkeit zurück. Während dieser Zeit war er jahrzehntelang in leitender Funktion tätig und unter anderem an der Aufklärung der Duisburger Mafiamorde beteiligt.
In diesem Buch erzählt er aus seinem Leben als Ermittler, berichtet von Fällen, die
sich ihm im Gedächtnis verankerten, die für ihn aus verschiedenen Gründen von besonderer Bedeutung…mehrHeinz Sprenger blickt auf über 45 Jahre Ermittlertätigkeit zurück. Während dieser Zeit war er jahrzehntelang in leitender Funktion tätig und unter anderem an der Aufklärung der Duisburger Mafiamorde beteiligt.
In diesem Buch erzählt er aus seinem Leben als Ermittler, berichtet von Fällen, die sich ihm im Gedächtnis verankerten, die für ihn aus verschiedenen Gründen von besonderer Bedeutung waren. Dazu gehören natürlich seine Anfänge, besonders „populäre“ Fälle wie die Duisburger Mafia-Morde, Kannibalen, Serienmörder, die sogenannten „Ehrenmorde“ und natürlich Fälle ermordeter Kinder. An dieser Stelle merkt man übrigens dem professionellen Ermittler an, wie nahe ihm diese Schicksale gegangen sind! Er ist daher auch Mitbegründer des Kinderschutz-Vereins RISKID.
Aber nicht nur Morde blieben ihm nachhaltig in Erinnerung, auch tragische Unglücksfälle, die er ebenfalls bearbeiten musste, haben ihren Platz im Buch. Zu den Opfern zählen hierbei – natürlich, leider – auch wieder Kinder. Furchtbar, was ein Ermittler da erleben und trotzdem dabei funktionieren muss!
Bei den Schilderungen wird deutlich, mit welch enormem persönlichen Engagement die Ermittler bei der Sache sind. Jederzeitige Einsatzbereitschaft, am Wochenende, in der Freizeit, ist völlig normal. Der Beruf kommt immer an erster Stelle, Familie und Privatleben sind nachrangig.
Auch bei der Arbeit selbst ist Flexibilität gefragt, wenn man zum Beispiel „mal eben“ ins Ausland fahren muss. Und Einfallsreichtum, wenn die Ermittlungen erfordern, dass man zeitweise in die Rolle eines Obdachlosen schlüpft oder die Aufsicht in einer Toilettenanlage übernimmt.
Rund 1.200 „Leichensachen“ sind pro Jahr allein in Duisburg zu bearbeiten, natürlich (zum Glück) nicht alles Tötungsdelikte, aber genau das muss in jedem Fall erst einmal festgestellt werden. Und dann beginnt die eigentliche Arbeit, die sich manchmal über Jahre hinziehen kann und nicht immer zum Erfolg führt. Manche Fälle bleiben ungelöst, bei manchen reichen zum Beispiel die Beweismittel nicht aus. Diese werden immer wieder hervorgeholt, lassen den Ermittler – wie man hier sieht – einfach nicht los.
Überhaupt hat mich die unglaubliche Geduld und Arbeitsintensität beeindruckt, mit der gearbeitet wird. Wie akribisch und extrem kleinteilig vorgegangen werden muss! Dafür muss man wirklich mit dem ganzen Herzen bei der Sache sein, sonst kann das nicht funktionieren. Die Schilderungen der schwierigen Ermittlungen im Rahmen der Mafia-Morde machen das ganz deutlich.
Heinz Sprenger nimmt kein Blatt vor den Mund und kritisiert, was seiner Ansicht nach nicht richtig läuft. Ob es um schlechte internationale Zusammenarbeit oder um seiner Ansicht nach falsche Gerichtsurteile geht, der „absolute Gerechtigkeitssinn“, den er einleitend der Figur des Horst Schimanski zugeschrieben hat, blitzt immer wieder auf.
Das Buch liest sich leicht und schnell. Wäre es ein Roman, würde ich den Stil als zu trocken kritisieren, zu diesem Buch aber passt er und betont im Gegenteil die Authentizität. Hier schreibt jemand, der sein Leben lang sachliche Berichte schreiben musste – das merkt man natürlich.
Leider wurde vieles nur kurz angerissen, Menge statt Ausführlichkeit. Abgesehen von den Mafia-Morden, denen ein größerer Umfang gewidmet wird, hat der Autor scheinbar mehr Wert darauf gelegt, dem Leser eine große Vielfalt an Fällen vorzustellen. Womöglich macht es auch einfach die Masse an Erinnerungen aus so vielen Dienstjahren, die ihn Schlag auf Schlag einen Fall nach dem anderen präsentieren lässt. Ich persönlich hätte aber von so manchen gerne mehr gelesen, die Hintergründe und Ermittlungen genauer mitverfolgt. Mir wäre es lieber gewesen, von weniger Fällen zu lesen und über die dafür mehr Infos zu erhalten. Und die weiteren Erinnerungen hätte er in ein zweites Buch verpacken können. Ich würde es sofort kaufen ;-)