Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Aufgrund dessen, dass Menschen aus allen sozialen Schichten und Ständen im Zeitalter der Frühen Neuzeit auf Reisen unterwegs waren, unterlag das Phänomen des Reisens einem stetigen Wandel. Besonders im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts sind eine Veränderung des Reiseverhaltens, ein Wandel der Reisemotive und die Entstehung neuer Reiseformen eindeutig erkennbar. So vollzieht sich ein Umbruch von der privilegierten adeligen Kavalierstour zur rein bürgerlichen Bildungsreise. Wie kam es nun zu diesem Wendepunkt? Inwiefern hat sich die adlige Kavalierstour, die im Zuge der Aufklärung enormer Kritik ausgesetzt war auf die bürgerliche Bildungsreise ausgewirkt? Wie hat sich dadurch das bürgerliche Reisen abgegrenzt und weiterentwickelt? Mit diesen Fragen wird sich die vorliegende Arbeit beschäftigen. Im ersten Kapitel der Arbeit werden die adelige Kavalierstour, sowie deren Motive und Funktionen umfassend dargestellt. Dies ist erforderlich um die Wende zur Neukonzeption der bürgerlichen Reiseform nachvollziehen zu können. Inwiefern die Kavalierstour in Kritik geraten war und wie sich daraus die bürgerliche Bildungsreise entwickelt hat, wird im zweiten Kapitel ausführlich behandelt. Ein besonderes Augenmerk gilt dem parallel entstehenden Phänomen des Reisens zu Fuß. So wird im letzten Kapitel den Fragen nachgegangen, wie es zu einer Neuentdeckung des Fußwanderns kam und welcher Wert der Fußreise beigemessen wurde. Außerdem soll geklärt werden warum sich eine Etablierung dieser Reiseform als schwierig gestaltete und weshalb eine Diskussion um die soziale Akzeptanz des bürgerlichen Wanderns entbrannte. In keinem Zeitalter der Welt wurde so viel gereist, als in dem unsrigen, wo das Reisen zu einer Art von Epidemie geworden ist. Könige und Fürsten verlassen ihre Thronen [...] In England gehört das Reisen durchaus zur Erziehung junger Leute von Stande [...]. Nie bereisten Kaufleute aller Nationen so sehr fremde Staaten als jetzt; ja selbst der unbemittelte Gelehrte entfernt sich von seinem Pult [sic!]. Mit dieser Aussage charakterisierte ein Anonymus im Teutschen Merkur vom November 1784 die ansteigende Reisewelle im ausklingenden 18. Jahrhundert. Die Erkenntnis „man könne etwas lernen, sich bilden durch Ortsveränderung“ ist heute keinesfalls neu und besaß schon vor dreihundert Jahren Aktualität.