Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Georg Forsters "Reise um die Welt" zu lesen lohnt immer wieder. Man staunt, mit welcher Vorurteilslosigkeit hier ein kaum Volljähriger von den Völkern der Südsee berichtet. Fast zweihundert Jahre vor Claude Levi-Strauss praktiziert er fein abwägenden Kulturperspektivismus, der den eigenen Blick bedenkt und zeigt, "wie das Glas gefärbt ist, durch welches ich gesehen habe". Nicht nur Kant, der "Negerracen" für faul und weichlich hielt, wusste er zu entgegnen, dass die stärksten Vorurteile gegen "Fremdlinge" jene hegen, die selbst nie herumgekommen sind. Mit Herder nannte Forster das "angewandte Besonnenheit".
Die schönste Ausgabe von Forsters "Reise", erstmals mit dessen eigenen Aquarellen von Pflanzen und Tieren versehen, versah Frank Vorpahl 2007 mit einem vorzüglichen Nachwort. Jetzt legt er - flankierend zur aktuellen Ausstellung der Südseesammlung in Dessau-Wörlitz - eine große Ermittlungsgeschichte vor. Seit Jahren reist er auf Forsters Spuren durch die Welt, um dessen Beschreibungen an die Realität zu halten. Die dabei bewiesene Ausdauer und Hartnäckigkeit sind erstaunlich. Allein die Suche nach einem Wasserfall, der im Pariser Nachlass festgehalten ist, füllt einen großen Teil des Buches. Nach Rückschlägen auf Tahiti scheint er endlich in der Dusky Bay auf Neuseelands Südinsel gefunden. Diese und andere Trouvaillen, die Umstände ihrer Recherche, abenteuerlichen Erkundung und glücklichen Dokumentation, werden mit Detailfreude geschildert. Sein Enthusiasmus wirkt anfänglich ansteckend, im Verlauf des Buches aber ein wenig ermüdend. Man erfährt doch deutlich mehr über Vorpahls Reiseabenteuer als Neuigkeiten über Forster.
kos.
Frank Vorpahl: "Der Welterkunder".
Auf der Suche nach Georg Forster. Galiani Verlag, Berlin 2018. 542 S., geb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main