Wolfram von Eschenbach scheint sich mit dem Willehalmepos selbst zu widersprechen. In seinem Parzivalroman verbietet der Gral den Tempelrittern den Minnedienst. Das haben ihm Kritiker verübelt. Im Willehalmepos gibt Wolfram eine herausfordernde Antwort. Der Minnedienst von Willehalm für Giburg beherrscht das Geschehen. Willehalm muss eine Schlacht gegen den heidnischen König Tybalt führen, dessen Gemahlin Giburg er entführt und geheiratet hat. Mit Willehalms Sieg soll Gott zeigen, dass er diese Ehe segnet. Doch das christliche Heer wird vernichtend geschlagen. Trotzdem lehnt es Willehalm ab, sich von Giburg zu trennen. Parallel gewinnt die Geschichte vom heidnischen Königssohn Rennewart Bedeutung, der am französischen Königshof als Gefangener lebt. Da er sich weigert getauft zu werden, verbannt man ihn in die Küche. Willehalm gewinnt den ungewöhnlich starken Rennewart für seine zweite Schlacht gegen Tybalt und die Christen siegen. Wolfram von Eschenbach beendet das Willehalmepos mit einem offenen Schluss. Es endet sogar mitten in einem Satz. Margot Thiele versteht das als Herausforderung an das Publikum, den Schluss selbst zu suchen und sie findet im Text Hinweise, die es ermöglichen das Epos überzeugend zu Ende zu erzählen.
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