1996 veröffentlichte Stefan Heym Aufzeichnungen, die zwanzig Jahre zurückreichten. Die DDR im Jahre 1976. Im September wurde der Liedermacher Wolf Biermann „wegen grober Verletzung staatsbürgerlicher Pflichten“ ausgewiesen … Robert Havemann, der dagegen protestierte, erhielt Hausarrest. Stefan Heym
gehörte zusammen mit Stephan Hermlin, Christa Wolf und Sarah Kirsch neben anderen international viel…mehr1996 veröffentlichte Stefan Heym Aufzeichnungen, die zwanzig Jahre zurückreichten. Die DDR im Jahre 1976. Im September wurde der Liedermacher Wolf Biermann „wegen grober Verletzung staatsbürgerlicher Pflichten“ ausgewiesen … Robert Havemann, der dagegen protestierte, erhielt Hausarrest. Stefan Heym gehörte zusammen mit Stephan Hermlin, Christa Wolf und Sarah Kirsch neben anderen international viel geachteten und gelesenen, in der DDR lebenden Künstler*innen zu den Initiatoren und Erstunterzeichnern der Erklärung gegen die Ausbürgerung des Liedermachers. Für Heym und viele andere folgten daraufhin Sanktionen und Publikationsverbote. Viele Künstler litten unter den Repressalien und der ständigen Beobachtung. „Die Republik in der Mitte Europas, die einst DDR hieß, ist im Begriff, zu einer Art Atlantis zu werden“ – so beginnen Heyms Aufzeichnungen mit dem vielsagenden Titel „Der Winter unseres Missvergnügens“.
Die Aufzeichnungen beginnen am 16. November 1976 und enden am Heiligabend des Jahres. In jenem Winter unsers Missvergnügens war etwas Neues entstanden. Ein Bruch hatte sich gezeigt in dem scheinbar so fest gefügten System, ein Bruch, der nicht mehr verdeckt werden konnte, ein innerer Widerstand, kollektiv dazu noch, der nicht mehr zu verschweigen war.
Heym verfasste in diesen Monaten Tagebuchaufzeichnungen, in denen er Politisches und Persönliches gleichermaßen festhielt. Aber auch die Stasi führte genau Protokoll über alle Bewegungen, Kontakte und Zusammenkünfte Stefan Heyms. Beides ist in diesem Buch enthalten. Der Autor beschreibt hier (auch anhand von Dokumenten) die Beobachtung und Verfolgung durch die Staatssicherheit. Das Buch beleuchtet zwar einen Monat DDR-Geschichte im Jahr 1976, hat aber von seiner Aktualität nichts verloren.
Die Aufzeichnungen sind jetzt als eBook in der Stefan-Heym-Werkausgabe erschienen - ergänzt durch ein Nachwort „Stefan Heyms Poetik des Engagements“ der Literaturwissenschaftlerin Therese Hörnigk.