Kritik ist Volkssport. Jeder kritisiert jeden - im Wirtshaus, im Internet, an der Universität. Gleichzeitig werden die Defizite der Kritik kritisiert. Sie greife zu kurz oder gehe zu weit, sei autoritär, dekorativ oder schlicht wirkungslos. In Anlehnung an Jean-Luc Godard könnte man sagen: »Kritik ist nicht die Beurteilung der Wirklichkeit. Kritik ist die Wirklichkeit der Beurteilung.« Auf jeden Fall verändert Kritik die Welt - zumindest indirekt: als relativistische Hyperkritik, die Gemeinsamkeiten sabotiert, als Kapitalismuskritik, die den Kapitalismus fit hält, oder als Miserabilismus, der sich am Übel in der Welt ergötzt. Thomas Edlinger spürt der Fetischisierung der Kritik dort nach, wo es wehtut, und zeigt, wie sich der Unmut in postkritische Haltungen übersetzt.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Weg von der Kritik, hin zur Poesie treibt Thomas Edlinger den Rezensenten Wolfgang Krischke mit seinem Buch über die Sackgassen demontierender Kritik. Oder beinahe jedenfalls, denn Krischke hat durchaus Einwände gegen die Diagnose des Journalisten Edlinger. Dass die politisch korrekten Netzexerzitien um Diskriminierung und Benachteiligung ihre Tücken haben, weiß Krischke auch. Edlingers Beschreibungen von Gender-Debatten, Pegida-Aufregern und Helikopter-Eltern-Diskussionen, so genau sie auch sein mögen, bringen dem Rezensenten insofern nichts Neues. Auch neigt der Autor zum Pauschalisieren und zum Verlieren des roten Fadens, kritisiert der Rezensent. Vor allem wenn der Autor scharfsichtig die Innenperspektive der "Hyperkritik" einnimmt, gewinnt Krischke Einsichten in eine Kritik, die sich selbstverliebt zwischen Pop-Journalismus und Diskursanalyse bewegt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Daher wird aus dem Wunden Punkt eine umfassende Kulturtheorie, die in schönster postmoderner Weise die Kluft von E- und U-Kultur ausschaltet.« Franz Schuh DIE ZEIT 20151029