Der Fluss Yalu bildet die Grenze zwischen Korea und China. Als der koreanische Student Mirok Li diesen Fluss im Jahr 1919 überschreitet, um der Verhaftung durch die japanische Besatzungsmacht zu entgehen, nimmt er für immer Abschied von seinem Land. In seinem autobiografischen Roman "Der Yalu fließt" lässt er ein wehmütig-faszinierendes Bild seiner Jugend im alten Korea entstehen. Mirok Li ist nicht bloß ein Mittler zwischen Korea und dem Westen gewesen, der - wie er einmal sagte - die Bedeutung des ostasiatischen Denkens eigentlich erst in Europa entdeckte, sondern auch ein Mittler zwischen einer heilen und einer verletzten Welt, die sich den Festlegungen nach Ost und West entzieht. Wer die vignettenartig nebeneinander stehenden Kapitel des Buches "Der Yalu fließt" unter diesem Aspekt aufnimmt, wird vieles über die - oft etwas wehmütige - Seele Koreas erfahren, aber unversehens vielleicht nicht weniger über tiefe, halb vergessene Schichten seines eigenen Daseins. Mirok Li (1899-1950) entstammt einer Familie koreanischer Großgrundbesitzer und wurde streng in der konfuzianischen Tradition erzogen. Nach Protesten gegen die japanische Besatzung musste er Korea verlassen und lebte seit 1920 in Deutschland. Dort Promotion in Zoologie, später Tätigkeit am Ostasiatischen Institut der Universität München. Durch sein schriftstellerisches Werk wurde er zu einem wichtigen Vermittler zwischen koreanischer und deutscher Kultur.
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