Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Historisches Seminar), Veranstaltung: Proseminar "Eine antike Kriegsschuldfrage: Der Ausbruch des 2. Punischen Krieges", Sprache: Deutsch, Abstract: Vorgeschichte und Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges haben die antike wie die moderne Historiographie im besonderen Maße beschäftigt. Dabei ist vor allem die Rekonstruktion des konkreten Anlasses für den Kriegsausbruch 218 v. Chr. nach wie vor strittig und die Bewertung der Ereignisse demgemäß noch keineswegs abschließend entschieden. Am Anfang des Zweiten Punischen Krieges stehen zwei Ereignisse: die Eroberung der ostspanischen Stadt Sagunt, die Rom politisch mehr oder minder stark verbunden war, durch Hannibal zum einen, zum anderen Hannibals Überschreiten des Ebro (und damit der Bruch des Ebro-Vertrages mit Rom); auf die Frage, wie es um das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren bestellt ist und welcher der beiden Umstände kriegsauslösend war, hat eine allseits akzeptierte Antwort noch nicht gefunden werden können; das selbe gilt für die Frage, welcher der Kontrahenten eher das Recht auf seiner Seite hatte. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit einem sehr wichtigen Aspekt des Geschehens auseinander: dem Ultimatum, das der römische Senat gegenüber dem Rat in Karthago im Hinblick auf den Fall Sagunts und/oder den Ebro-Vertrag gestellt hat – in dem Ultimatum wurde die Auslieferung Hannibals gefordert –, und der darauf folgenden Kriegserklärung Roms. Es soll also im folgenden vornehmlich der Frage nach der Abfolge der Ereignisse nachgegangen werden, wohingegen der allgemeine Antagonismus zwischen Rom und Karthago als meistenteils vorausgesetzte tiefere Ursache des Krieges sowie die Frage, ob der Krieg unvermeidlich war und welche langfristigen Ziele beide Seiten ab wann und mit welcher Strategie verfolgten, nicht Gegenstand dieser Untersuchung sein kann. Die moderne Altertumswissenschaft ist sic h weitestgehend einig in der Erkenntnis, daß die im Original auf uns gekommenen Quellen ein mehr oder weniger stark verzerrtes Bild von den Ereignissen zeichnen, die dem Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges und Hannibals spektakulärem Alpenübergang unmittelbar vorausgingen. Insbesondere auch für die in der Tendenz romfreundliche Darstellung des Polybios, die lange Zeit über als sakrosankt galt, sind in entscheidenden Bereichen Ungereimtheiten und Veränderungen gegenüber älteren Überlieferungen ausgemacht worden. Dieses Problem, das die gesamte Literatur zum Kriegsausbruch durchzieht, ist bei allen Erörterungen und Interpretationen der Ereignisse in rechnung zu stellen. [...]