Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1-, Ludwig-Maximilians-Universität München (Geschwister-Scholl-Institut (GSI)), Veranstaltung: Einführung in die Politische Theorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Gleichnisse haben meist die paradoxe Aufgabe zu erfüllen, das Unverständliche auf verständliche Weise auszudrücken. Das Unfaßbare wird in einen faßbaren Rahmen gebracht oder ein Bild dient dem Zweck, zumindest begreiflich zu machen, dass und warum etwas für uns unbegreiflich ist. Das wohl bekannteste Beispiel dafür sind die Gleichnisse Jesu; wobei sich streiten läßt, ob sie in der christlichen Welt eher für Klarheit oder Verwirrung gesorgt haben. Obwohl Gleichnisse eigentlich als Instrument der Verdeutlichung fungieren, ist deren Interpretation nicht immer ganz unproblematisch: Man kann Gleichnisse eben nicht zugleich ernst und wörtlich nehmen. Die Rückübertragung der vermeintlich gewonnenen Erkenntnisse in die reale Welt des Alltäglichen kann vielerlei Mißverständnisse heraufbeschwören und den ursprünglichen Untersuchungs- Gegenstand in noch weitere Ferne rücken als zuvor. Weitere Schwierigkeiten entstehen, wenn sich ein Autor symbolischer Darstellungen nicht nur bedient, um seine Ausführungen zu illustrieren, sondern den Gleichnissen selber Argumentationskraft zukommen läßt. Er entwirft ein Bild, das der Struktur des Untersuchungsgegenstandes ähnelt, analysiert die verschiedenen Merkmale und zieht direkt Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Realität. Eine Beweisführung, die fraglich erscheinen mag, da Anwendbarkeit und Geltungsbereich der symbolhaften Darstellung überschritten scheinen. Ein Philosoph, der sich der genannten Methode gerne bedient ist Platon. Das Axiom einer kosmologischen Ordnung, die einheitlich in allen Bereichen des Lebens und der immanenten Welt zum Ausdruck kommt, erlaubt ihm, solche Analogschlüsse zu ziehen und sein Weltbild zu entwerfen. Recht unverständlich natürlich für denjenigen Zuhörer, der sich dieser metaphysisch begründeten Ordnung nicht bewußt ist. Platon verwendet die Gleichnisse nicht lediglich als Illustration, sondern rechnet ihnen Beweiskraft zu, um auf ihrem Fundament seine weitere Argumentation aufzubauen. Das wohl bekannteste Beispiel ist sein Höhlengleichnis, das den Weg des Menschen zur Erkenntnis allegorisch wiedergibt. Es basiert auf den Ausführungen des Sonnengleichnisses, in dem die Funktion des Guten erläutert werden, sowie des Liniengleichnisses, das das Verhältnis zwischen sichtbarer und denkbarer Welt ausdrückt. [...]
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