Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,3, Universität Potsdam (Historisches Institut), Veranstaltung: Proseminar Bismarck und die europäische Außenpolitik, Sprache: Deutsch, Abstract: Am 7. Oktober 1879 wurde in Wien ein geheimes Defensivabkommen zwischen dem Deutschen Reich und Österreich - Ungarn unterzeichnet. Dieses Bündnis war Ausdruck einer bedenklich veränderten Weltlage „[…] nämlich dass wir wegen drohender Gefahr von Russland die bisherige Politik mit demselben aufgeben und eine gegen Russland gerichtete europäische Koalition defensiver Natur nicht nur suchen, sondern abschließen sollten “. Schon mit dem Berliner Kongress, den Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck als „ ehrlicher Makler“ und Mittler zwischen den Mächten moderiert hatte, war eine neue Etappe in der permanenten Suche nach Sicherung der labilen „halb – hegemonialen“ Stellung des Reiches eingeleitet worden. Eine Option für Russland oder Österreich - Ungarn ließ sich in den Augen des deutschen Reichskanzlers nicht länger umgehen. Da er aber eine endgültige Festlegung zu vermeiden trachtete, begann er sein Sicherungsnetz mit der Donaumonarchie neu zu knüpfen. Zu dieser Entscheidung veranlassten ihn die sich nach dem Berliner Kongress rapide verschlechternden Beziehungen zu Russland. Ein Defensivbündnis mit Österreich - Ungarn schien Bismarck das einzig wirksame Mittel zur Sicherung des Friedens für Deutschland zu sein. Seines Erachtens nach durfte sich das Reich in der Mitte Europas keiner Isolierung aussetzen. In der Erhaltung der Habsburgermonarchie sah der Kanzler einerseits eine Grundbedingung der deutschen Sicherheit; andererseits wollte er Wien aber nicht zu stark werden lassen. Russland sollte als Gegengewicht zu Österreich - Ungarn erhalten bleiben, aber gleichzeitig vor Augen geführt werden, dass das Deutsche Reich nicht allein auf das Zarenreich angewiesen war. Im Folgenden wird daher die Frage aufgeworfen , inwiefern sich die Beziehungen des Deutschen Reiches nach dem Berliner Kongress zu Russland derart negativ veränderten, dass der Reichskanzler sich gezwungen sah, ein gegen das Zarenreich gerichtetes Bündnis mit der Donaumonarchie abzuschließen. Zu diesem Zweck soll der Berliner Kongress von 1878 und deren Auswirkungen auf das deutsch – russische Verhältnis näher beleuchtet werden. Als Untersuchungsgrundlage dienen hier vor allem die Arbeiten von Friedrich Scherer und Heinz Wolter. Die Stimmen in der Literatur differieren zum Teil sehr stark bei der Analyse des sich nach dem Berliner Kongress abzeichnenden „ Zwei – Kanzler Krieges“ zwischen Bismarck und dem Staatskanzler Russlands Alexander Fürst Gortschakow. Eine Untersuchung des Ablaufes der Auseinandersetzungen zwischen Bismarck und Gortschakow erscheint in Anbetracht des späteren gegen Russland gerichteten Zweibundes sinnvoll. Bei der Analyse des „ Zwei – Kanzler – Krieges“ dienen vor allem Briefwechsel und Pressemitteilungen, anhand derer dieser Prozess nachvollzogen werden soll. Besondere Aufmerksamkeit wird im Folgenden speziell dem legendären „ Ohrfeigenbrief“ von Zar Alexander II an seinen Onkel Wilhelm I gewidmet. Die Betrachtung des Forschungsstandes gibt Aufschluss über die politische Situation, in der es zur Verfassung des „ Ohrfeigenbriefes“ kam. Einen großen Wert lege ich vor allem auf die Untersuchung der gesammelten Quellen aus der „ Großen Politik der Europäischen Kabinette“. Dieses Werk dient maßgeblich als Untersuchungsgrundlage der Arbeit. Auf eine Erörterung der österreichischen Perspektive während des „ Zwei – Kanzler – Krieges“ soll hier aus Gründen des limitierten Umfangs der Hausarbeit verzichtet werden. Der Schwerpunkt der Betrachtungen liegt demnach in den sich verändernden deutsch – russischen Beziehungen im Vorfeld des Abschlusses des Zweibundvertrages.