Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Südosteuropa, Balkan, Note: 1,3, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Institut für Politische Wisschenschaften), Veranstaltung: Außen - und Sicherheitspolitik der Europäischen Union, Sprache: Deutsch, Abstract: Für die konfliktiven Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei spielen spätestens seit den 1950er Jahren die Ereignisse auf der unscheinbar wirkenden Mittelmeerinsel Zypern eine ganz entscheidende Rolle. Wenn von Zypern die Rede ist, so assoziiert man damit in der Regel den seit mehr als vierzig Jahren bestehenden Zypernkonflikt sowie die anhaltende Teilung der Insel. Neben anderen Differenzen und Streitfragen handelt es sich um einen der elementarsten und zugleich auch einen der ältesten noch bestehenden Konflikte zwischen Griechenland und der Türkei. Der Zypernkonflikt ist aber auch hinsichtlich seiner Komplexität beachtenswert, da es sich um einen Zwei-Ebenen-Konflikt handelt: zum einen zwischen griechischen und türkischen Zyprioten, zum anderen zwischen den Mutterländern Griechenland und der Türkei. Man unterscheidet infolgedessen konkret zwischen dem Konflikt auf Zypern und dem Konflikt um Zypern. Neben den Konfliktbeteiligten ist aber auch die Konfliktentwicklung zu beachten. Aus einem „einfachen Konflikt“ zwischen zwei Volksgruppen hat sich ein Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland herausgebildet. Der Zypernkonflikt wurde somit Teil des grundsätzlichen Konflikts zwischen den beiden Staaten. Die Forschung beschäftigt sich zumeist mit den Ursachen, dem Verlauf, aber auch mit den Krisenpotentialen des Zypernkonflikts, zum Teil werden auch die auf Zypern entstandenen Identitäten für eine Erklärung der Genese des Konflikts herangezogen. Vor dem Hintergrund der Relevanz des Zypernkonflikts für die griechisch-türkischen Beziehungen intendiert diese Hausarbeit zu ergründen, wie sich aufgrund eines konstruktivistischen Erklärungsmodells die griechische Zypernpolitik gegenüber der Türkei im Zeitraum vor und nach dem EU-Beitritt der Insel 2004 erklären lässt. Die griechisch-türkischen Beziehungen sind, wie es dem Wesen sozialer Beziehungen entspricht, konstruiert, weshalb es für die folgende Untersuchung naheliegt, mit einem konstruktivistischen Erklärungsmodell zu arbeiten. Der Analysefokus liegt auf den Ursachen für die Herausbildung einer bestimmten griechischen Verhaltensnorm sowie auf den konkreten Verhaltensausprägungen auf Grundlage dieser Norm und der Entwicklung des griechischen Verhaltens über Zeit gegenüber der Türkei im Hinblick auf Zypern.