Ich bin ja nun wirklich kein Mensch, der gerne Karten spielt, wobei ich bei einer Runde Skip-Bo eher weniger nein sagen kann. Gut, also ich glaube jeder von uns hat ein Kartenspiel, welches er sehr gerne spielt und mag es nur das allseits beliebte Mau-Mau sein. Aber wer von uns weiß eigentlich woher
die Karten stammen? Diese Frage stellte mir Markus Heitz auf der Buchmesse und ich: „Äääh, keine…mehrIch bin ja nun wirklich kein Mensch, der gerne Karten spielt, wobei ich bei einer Runde Skip-Bo eher weniger nein sagen kann. Gut, also ich glaube jeder von uns hat ein Kartenspiel, welches er sehr gerne spielt und mag es nur das allseits beliebte Mau-Mau sein. Aber wer von uns weiß eigentlich woher die Karten stammen? Diese Frage stellte mir Markus Heitz auf der Buchmesse und ich: „Äääh, keine Ahnung?“ So wirklich weiter bin ich nun noch immer nicht, da irgendwie jeder etwas anderes sagt. Orient, Asien, Frankreich - jeder sagt, er habe die Karten erfunden. Aber jede Version ist interessant und hat ihre unerklärlichen Elemente. Eigentlich kein Wunder, dass man Karten auch als des Teufels Gebetbuch bezeichnet.
Aber komme ich jetzt mal zu der eigentlichen Geschichte. Das Ganze beginnt zum einen irgendwo auf der Ostsee und zum anderen im historischen Leipzig, und wie sollte es bei diesem Setting auch anders sein, ein gewisser Goethe kommt ebenfalls darin vor. Man könnte meinen, der Typ war überall, zumal er ja auch in Gießen war. Na ja, zumindest bekommt man in dem Buch eine Idee wie des Teufels Gebetbuch entstanden ist und wer die handelnden Personen waren. Was besonders interessant ist, die Personen, welche Markus Heitz agieren lässt, gab es wirklich.
So lernt man immer wieder etwas über des Teufels Gebetbuch, welches dann zumindest in Form einer Karte bei Tadeus Boch und Hyun Poe landet. Die beiden erleben zusammen eine teilweise haarsträubende Geschichte. Sie reisen um die halbe Welt von Baden-Baden nach Benin, Russland und Avignon - immer auf der Suche nach den Karten. Allerdings haben die beiden unterschiedliche Ziele. Tadeus will seine Pik Neun wiederbekommen, die so schön mit ihm spricht, und die er so sehr begehrt - mehr als alles andere. Hyun hingegen will das Kartenspiel vernichten, und zwar komplett, da dieses Kartenspiel für den Tod ihres Verlobten verantwortlich ist und sie spürt das Böse in den Karten. Die beiden geraten zwischen die Fronten eines etwas durchgeknallten Sammlers einerseits und einer Restauratorin andererseits, die sogar ihre eigene Familie hinter dem Kartenspiel anstehen lässt. Dabei geht es nicht nur um Vernachlässigung. Man kann sagen, dass sie dem Spiel absolut hörig ist, was sie aber wirklich gut verbergen kann.
Dann kommt noch ein russischer Oligarch ins Spiel, dessen Sohn bei einem historischen Kartenspiel, dem „Supèrieur“ nach russischen Spielregeln, gestorben ist. Man könnte sagen, das „Supèrieur“ ist die Kartenspielvariante des Russischen Roulettes.
Also ich denke man merkt schon, dass in dem Buch einiges geboten wird. Nebenbei bekommt man noch bei ein wenig Voodoo und Schamanentum aus Korea näher gebracht. Ein paar Morde und sonstige kleine Kriegsschauplätze runden das Ganze ab.
Das klingt alles ziemlich überladen - ist es aber nicht, da Markus Heitz es immer wieder schafft, zwischendrin das Tempo etwas rauszunehmen. Er hetzt den Leser nicht von einem Tatort zum nächsten. Immer wieder bringt er einem das Teufels Gebetbuch etwas näher in dem er einfach einmal in eine andere Zeit hüpft. So ganz nebenbei erläutert er die Entstehung gerade dieses einen Kartenspieles. Nebenbei erfindet er auch noch ein eigenes Kartenspiel. Das „Supèrieur“ ist von Markus Heitz mal so nebenbei entwickelt worden, weswegen die „historische“ Variante des Spieles nicht so wirklich historisch ist und nicht nachgespielt werden sollte. Wobei es sicherlich Menschen geben wird, die genau darüber nachdenken werden.
Alles in allem ist es ein Buch, welches einen echt mitnimmt und man versteht auch irgendwie die Macht, die ein Kartenspiel auf manche Menschen hat und warum es immer wieder mal verboten wurde. Manche Menschen haben Haus und Hof verspielt – und tun dies noch immer!