Seit über 100 Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Frage, warum Bismarck 1884 nach über einem Jahrzehnt strikter Ablehnung einer aktiven deutschen Beteiligung am europäischen Kolonialismus letztlich doch in die aktive deutsche Kolonialpolitik einstieg. Im Jahr 2016 erkannte die Bundesregierung die Niederschlagung des Herero-Aufstandes im Jahr 1904 in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika als Völkermord in einem 'nicht rechtlichen Sinn' an. Nicht nur in den ehemaligen Kolonien, sondern auch bei uns ist die koloniale Vergangenheit allgegenwärtig. Sie ist vielfach auch Gegenstand politischer Konflikte. Die Schadensersatzklage der Herero gegen die Bundesrepublik Deutschland löste eine öffentliche Debatte aus. Der ehemalige deutsche Bundesentwicklungsminister Carl-Dieter Spranger fragte in einem FAZ-Beitrag, ob es jetzt zur Umschreibung der deutschen Kolonialgeschichte komme. Vor diesem Hintergrund leistet die vorliegende Studie mit ihrem interdisziplinären Ansatz einen wertvollen Beitrag sowohl zur historischen Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte als auch zur gesellschaftlichen und politischen Bewältigung ihrer Folgen heutzutage und in Zukunft.