Ein zentrales Charakteristikum menschlicher Kultur ist das Erzählen und Tradieren märchenhafter Erzählungen, moralischer Geschichten, Sagen und verwandter Erzählgattungen. Für die Erzählforschung, ebenso aber auch für Volkskunde und Komparatistik, stellen sie wichtige Zeugnisse kultureller Entwicklung dar. Seit gut 100 Jahren fassen sogenannte Typenkataloge Märchentypen systematisch zusammen und sind wichtige Arbeitsinstrumente für weiterführende Forschungen. Das vorliegende Typenverzeichnis dokumentiert erstmals und übergreifend deutschsprachiges Erzählungsgut unterschiedlichster Quellenbereiche vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert aus historischen und heutigen deutschsprachigen Regionen Europas. Ergebnis der Sichtung dieser volkssprachlichen Quellen sind mehr als 1100 Erzähltypen, die eine Überlieferung von mindestens mehreren Jahrzehnten aufweisen und als besonders charakteristisch erscheinen. Ein umfangreiches Namen- und Sachregister und ein Register der Motive, Hinweise auf wichtige andere Typenkataloge sowie auf zentrale Forschungsliteratur erleichtern die Benutzbarkeit. Die Dichte der Quellenlage lässt einerseits die enorme Bandbreite volkstümlicher Erzählungen erahnen und räumt andererseits nachhaltig mit der romantischen Vorstellung auf, Erzählungen seien jahrhundertelang ausschließlich mündlich überliefert worden. Prof. Dr. Hans-Jörg Uther lehrte Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen und leitet als einer der Mitherausgeber die Arbeitsstelle 'Enzyklopädie des Märchens' der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Er gehört international zu den führenden Märchenforschern mit besonderem Interesse für historisch-vergleichende Erzählforschung. Bis heute hat er über 70 Buchpublikationen vorgelegt, darunter das grundlegende 'Handbuch zu den 'Kinder- und Hausmärchen' der Brüder Grimm' (2. Aufl. 2013) und das 2004 erschienene Referenzwerk der internationalen Erzählforschung 'The Types of International Folktales'.
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[...] der Katalog [ist] ein wichtiges Nachschlagewerk für Studierende, Erzähler, Lehrende und Forscher unterschiedlichster Disziplinen. Der Herausgeber erläutert ausführlich seine Einschätzung der Terminologie, sei es die Verwendung von "Märchen" im Titel oder sein Vorgehen hinsichtlich der Verhandlung von "Erzähltyp" und "Motiv", bei Zuordnungsfragen oder nötigen Kompromissen; Erläuterungen, die den Band nicht nur für Profis, sondern auch für den Einstieg in die Typen-Forschung geeignet machen. [...] Ein Glücksfall für die Erzählforschung! - Aus: Märchenspiegel, 4/2015