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Westliche Nahost-Politik
In diesem Jahr jährt sich die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel zum fünfzigsten Mal. Wie gerufen kommt da der sehr gelungene und zitatenreiche Überblick von Rolf Steininger zur Nahost-Politik von Kaiser Wilhelms Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem 1898 bis zum August 2014, als amerikanische Luftangriffe "Völkermord und ethnische Säuberungen" der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien stoppen sollten: "Diesmal war auch Deutschland mit dabei: erstmals in der deutschen Nachkriegsgeschichte wurden Waffen in ein Kriegsgebiet geliefert - an die Kurden für ihren Kampf gegen die IS-Milizen."
Wilhelm II. hatte Theodor Herzl versprochen, sich für die Errichtung eines Judenstaates in Palästina, das zum Osmanischen Reich gehörte, beim Sultan einzusetzen, doch der hielt davon nichts. Im Ersten Weltkrieg erfüllte sich die deutsche Hoffnung auf das Aufbegehren der mohammedanischen Welt gegen Großbritannien nicht; darüber hinaus entschied London den Wettlauf mit Berlin um die Gunst der Juden für sich durch die Balfour-Deklaration und die Einnahme Jerusalems Ende 1917. Dem "Dritten Reich" diente sich der Großmufti von Jerusalem, Husseini, an - von 1941 an als arabischer Freiheitskämpfer in Berlin. Nach 1949 übernahm die Bonner Republik wegen des Holocausts die historische Verantwortung gegenüber Israel, musste aber auch Interessen der arabischen Staaten berücksichtigen. Abfälligst äußerte sich in den fünfziger Jahren Karl Hartl, der österreichische Gesandte in Israel, zur Politik seines Gastlandes. Und was Amerikas Irak-Krieg 2003 betrifft, so stellt Steininger den negativen Einfluss der Neocons heraus: "Wenn es keine Argumente gab, erfand man welche, und die Kriegstreiber stießen dabei im Weißen Haus auf allzu große Zustimmung."
RAINER BLASIUS
Rolf Steininger: Deutschland und der Nahe Osten. Von Kaiser Wilhelms Orientreise 1898 bis zur Gegenwart. Lau Verlag, Reinbek 2015. 259 S., 22,- [Euro].
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